Frankreich mitverantwortlich für Genozid
26. März 2021Nun steht auch Frankreich bei der Aufarbeitung der Verbrechen von 1994 im ostafrikanischen Binnenstaat Ruanda im Focus. Die von Emmanuel Macron vor zwei Jahren mit der Untersuchung beauftragten Wissenschaftler unter Leitung von Vincent Duclert übergaben dem französischen Präsidenten ihren mehr als tausend Seiten starken Bericht. Darin weisen sie Frankreich eine politische Mitverantwortung zu und werfen ihm "Blindheit" und "Versagen" vor, weil es den Genozid seinerzeit nicht verhindert habe. Eine "Mittäterschaft" bei den Tötungen lasse sich dagegen nicht nachweisen.
Nach Erkenntnissen der Historiker trägt Frankreich eine "schwere und erdrückende Verantwortung" dafür, dass ruandische Verantwortliche den Genozid verüben konnten. Unter dem damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand habe das Land "bedingungslos" das "rassistische, korrupte und gewalttätige" Regime des ruandischen Staatschefs Juvénal Habyarimana unterstützt, heißt es in der Untersuchung weiter. Die Wissenschaftler verweisen darauf, Mitterrand habe enge persönliche Beziehungen zu Habyarimana unterhalten und diesen mehrfach in Paris empfangen.
Mindestens 800.000 Menschen ermordet
In der früheren deutschen und belgischen Kolonie Ruanda hatten Angehörige von Habyarimanas Volksgruppe der Hutu 1994 binnen drei Monaten mindestens 800.000 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Angehörige der Minderheit der Tutsi, aber auch viele gemäßigte Hutu wurden ermordet.
Die französische Armee war 1994 mit einem UN-Mandat in der Region. Ruanda wirft Frankreich bereits seit Jahren vor, sich durch seine Rückendeckung für die damalige Regierung an dem Völkermord mitschuldig gemacht zu haben.
se/uh (afp, dpa, ard)