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Politik

Frankreich geht lokal gegen Corona vor

11. September 2020

Trotz zuletzt massiv gestiegener Corona-Fallzahlen ist ein landesweiter Lockdown vorerst keine Option für Frankreichs Regierung. Stattdessen setzt sie auf örtlich begrenzte Maßnahmen - und auf einen Appell an die Bürger.

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Jean Castex
Jean Castex: "Das Virus zirkuliert mehr und mehr in Frankreich"Bild: picture-alliance/dpa/F. Dugit

Im Kampf gegen das Coronavirus will Frankreich alles dafür tun, einen neuen landesweiten Lockdown zu vermeiden. Premierminister Jean Castex sagte nach einer Krisensitzung unter Leitung von Präsident Emmanuel Macron, es werde vorerst keine "allgemeinen Ausgangsbeschränkungen" geben. Allerdings rief Castex die Behörden besonders betroffener Städte und Regionen auf, bis Montag örtlich begrenzte Maßnahmen vorzuschlagen. Der Premier bezog sich hierbei auf die Städte Marseille und Bordeaux sowie das Überseegebiet Guadeloupe. Dort sei die Lage "besorgniserregend".

Mehr "rote Zonen"

Die französische Regierung weist inzwischen 42 der 100 Verwaltungsbezirke als "rote Zonen" aus, wo sich das Virus "aktiv verbreitet". Das sind 14 mehr als noch vor knapp einer Woche. Diese Einstufung gibt den lokalen Behörden die Möglichkeit, die Corona-Regeln zu verschärfen. Der Warnwert von 50 registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche ist im Landesschnitt mit 72 Fällen deutlich überschritten. Marseille kommt aktuell sogar auf den Wert 275, die Hauptstadt Paris auf 144.

Frankreich I Alltag in Marseille
Alltag in Marseille und anderen größeren Städten: Maskenpflicht auch im FreienBild: picture-alliance/G. Bottino

Zuletzt nahm die Auslastung der Intensivbetten in einigen Regionen Frankreichs wieder zu - landesweit ist sie aber immer noch niedrig. Ärzten zufolge sind die COVID-19-Verläufe derzeit weniger schwerwiegend als im Frühjahr. Der Leiter der Notfallaufnahme im Pariser Krankenhaus Georges Pompidou, Philippe Juvin, äußerte jedoch die Befürchtung, dass in Risikogebieten "in zwei bis drei Wochen wieder 50 Prozent der Beatmungsplätze belegt" sein könnten.

Kürzere Quarantäne

Ausdrücklich appellierte Castex an das Verantwortungsbewusstsein seiner Landsleute: Die künftige Situation hänge "von Ihnen ab, von uns." Zugleich teilte der Premier mit, dass die Quarantänezeit in Frankreich nun von 14 auf sieben Tage verkürzt wird. Das soll zu einer besseren Akzeptanz dieser Maßnahme führen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums halten bisher viele Franzosen die Selbstisolation nicht ein.

Der Regierungschef befindet sich derzeit selbst in Quarantäne in seinem Pariser Amtssitz Matignon, weil er Kontakt zum infizierten Direktor der Tour de France, Christian Prudhomme, hatte. Ein erster Corona-Test bei Castex fiel negativ aus.

wa/ack (afp, dpa)