Frankreich bekommt neue Corona-Regeln
15. Januar 2022Künftig ist auch in Frankreich der Nachweis einer Corona-Impfung oder einer Genesung per QR-Code notwendig, um Einkaufszentren, Cafés, Restaurants oder kulturelle Veranstaltungen besuchen zu können. Ein negativer Test reicht dann nicht mehr aus.
Die französischen Abgeordneten waren am Freitagnachmittag zusammengekommen, um in zweiter Lesung über den umstrittenen Gesetzentwurf und fast 450 Änderungsanträge zu beraten. Nach hitzigen Debatten wurde der Text am Samstagmorgen schließlich mit 185 Ja-Stimmen angenommen. Es gab 69 Nein-Stimmen und acht Enthaltungen.
Eigentlich sollte das Gesetz schon an diesem Samstag in Kraft treten. Nationalversammlung und Senat konnten sich aber trotz tagelanger Beratungen in einem Vermittlungsausschuss nicht auf einen Kompromiss einigen. Die endgültige Abstimmung der Nationalversammlung ist nun für Sonntagnachmittag geplant.
Verschärfte Impfregeln
Alle Erwachsenen in Frankreich, deren zweite Impfung schon sieben Monate zurückliegt und die noch keine Auffrischungsimpfung bekommen haben, gelten künftig offiziell als ungeimpft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind rund 560.000 Menschen von der Maßnahme betroffen. Für Menschen über 65 Jahre galten die verschärften Regeln bereits seit Mitte Dezember.
Frankreich kämpft derzeit wie viele europäische Länder mit einer neuen Corona-Welle, die hauptsächlich von der hochansteckenden Omikron-Variante des Virus verursacht wird. Omikron macht mittlerweile 90 Prozent der sequenzierten Fälle aus.
Wohl weniger Intensivpatienten
Allerdings rechnet Frankreich in der Omikron-Welle mit weniger Intensivpatienten als während der ersten Corona-Welle vor zwei Jahren. "Wir gehen von Szenarien aus, die die Krankenhäuser stark belasten werden, aber nicht schlimmer werden, als was wir bereits erlebt haben", sagte Simon Cauchemez vom Institut Pasteur. Der Höhepunkt bei den Krankenhauseinweisungen werde mit täglich 2500 bis 5000 COVID-19-Patienten für Ende des Monats erwartet. Derzeit sind in Frankreich etwa 4000 COVID-19-Patienten auf der Intensivstation. Die Höchstzahl lag im April 2020 bei etwa 7000 Intensivpatienten.
Zehntausende Menschen in Frankreich gingen am Samstag wieder auf die Straßen, um gegen die Einführung des neuen Corona-Impfpasses zu protestieren. Abgesehen von der Hauptstadt Paris fanden größere Demonstrationen auch in Montpellier, Toulouse, Lyon, Nantes, Bordeaux und Marseille statt. Das Innenministerium sprach von insgesamt 54.000 Teilnehmern. Zehn Demonstranten wurden festgenommen, vier davon in Paris.
kle/wa/se (dpa, afp)