Frankfurt siegt, Abraham wird gefeiert
17. Januar 2021David Abraham wurde von seinen Kollegen an diesem kalten Abend in der Frankfurter Arena liebevoll geknuddelt. Schiedsrichter Manuel Gräfe "erzwang" nach dem Abpfiff sogar einen Trikottausch mit dem Profi, der sich seiner Tränen nicht schämen musste. "Es ist mir eine große Ehre. Ich weiß, dass ich meiner Karriere immer für Diskussionsstoff gesorgt habe. Aber im Privatleben bin ich ein ruhiger und ordentlicher Mensch", sagte Abraham mit feuchten Augen. Der Argentinier, mittlerweile 34 Jahre alt, will zurück in seine Heimat, um seinen Sohn aufwachsen zu sehen. Gegen den FC Schalke 04 absolvierte der robuste Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt am 16. Bundesliga-Spieltag sein letztes Spiel für die Hessen.
Aber nicht nur aufgrund des des 3:1 (1:1) -Erfolgs in seinem letzten Spiel nach fünfeinhalb Jahren am Main dürfte Abraham den Klub in besten Erinnerungen halten - und andersherum. Der Kapitän war ein wesentlicher Bestandteil des Aufschwungs der Eintracht in den letzten Jahren. Die emotional aufgeladenen Auftritte der Frankfurter in der Europa League waren ohne den Einsatz und die Leidenschaft Abrahams kaum vorstellbar. Immer hart an der Schmerzgrenze - und manchmal auch ein wenig darüber hinaus.
Gegen die Schalker waren überschäumende Emotionen des Argentiniers und seiner Kollegen aber kaum nötig - es war ein perfekter Abend für Abraham. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Das 1:0 von Silva (28. Minute) war folgerichtig, der Ausgleichstreffer von Matthew Hoppe (29.) nur wenige Sekunden später einem Missverständnis zwischen Martin Hinteregger und Kevin Trapp geschuldet. Neuzugang und Rückkehrer Luka Jovic erzielte rund zehn Minuten nach seiner Einwechslung das 2:1 (72.), in der Verlängerung traf der Serbe zum 3:1-Endstand. Die Eintracht bleibt damit auf Tuchfühlung zu den internationale Plätzen, die Schalker dümpeln auf dem letzten Tabellenplatz herum.
Dortmund enttäuscht gegen Kellerkind Mainz
Erling Haaland wollte nur noch in die Kabine. Nicht das erste Mal in dieser Saison hatte Borussia Dortmund eine Enttäuschung hinnehmen müssen. Und der Norweger war sichtlich angefressen darüber. Der BVB kam nicht über ein 1:1 gegen das Kellerkind Mainz 04 hinaus und verpasste es wieder einmal, näher an die Tabellenspitze heran zu rücken. Nur eines der letzten fünf Heimspiele konnte der BVB gewinnen. "Wir haben viel zu selten versucht, den Gegner zu bewegen. Aber die Mainzer haben das auch gut gemacht", sagte BVB-Trainer Edin Terzic.
Besonders tragisch für die Dortmunder: Innerhalb einer Minute und zwölf Sekunden hätten sie die Partie drehen können. Nach einer hoch überlegen geführten ersten Hälfte, in der sie Chance um Chance vergaben und immer wieder am bärenstarken Mainzer Torhüter Robin Zentner verzweifelten, lagen sie dann sogar und völlig überraschend in Rückstand. Levin Öztunali hatte die Mannschaft von Bo Svensson mit einem sehenswerten Distanzschuss (57.) in Führung gebracht. Dann kam die 73. Minute und Mainz verteidigte zweimal unglücklich. Erst ließ sich Moussa Niakhaté von Youssoufa Moukoko übertölpeln, dann misslang Philipp Mwene ein Befreiungsschlag. Der Ball fiel genau vor die Füße von Thpomas Meunier (73.), der aus elf Metern verwandelte.
Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, entschied Schiedsrichter Sven Jablonski nach Foulspiel von Robin Hack an Meunier auf Elfmeter. Reus trat an und schoss neben das Mainzer Tor - sein zweiter Fehlschuss vom Elfmeterpunkt in Folge. "Das ist natürlich sehr enttäuschend, aber kein Vorwurf an Marco. Das gehört zum Sport dazu", sagte Terzic. Für den BVB der nächste Rückschlag im Meisterschaftskampf, für die Mainzer dagegen ein großer Erfolg, die mit etwas mehr Glück bei ihren zwei Aluminium-Treffern nah dran waren, sogar mehr als mit einem Punkt aus Dortmund mitzunehmen. Die Rheinhessen haben nach dieser Leistung wieder Hoffnung im Abstiegskampf geschöpft.
Weghorst trifft wieder einmal für Wolfsburg - und ist enttäuscht
"Wir müssen mit dem Spiel zufrieden sein. In der zweiten Halbzeit hat Leipzig mehr Druck entfaltet. Schade, dass wir nicht an die erste Hälfte anknüpfen konnten", sagte Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg. Besser hätte man die Partie kaum zusammenfassen können. RB Leipzig war zwar im ersten Durchgang durch Nordi Mukiele (4.) in Führung gegangen, aber die Wolfsburger schüttelten sich nur kurz. Flanke Gerhardt, Angreifer Wout Weghorst erzielte in seinem 100. Pflichtspiel das 53.Tor für die Wölfe. Renato Steffen brachte die Wölfe dann mit einem abgefälschten Distanzschuss in Führung (34.).
Leipzip drehte in der zweiten Hälfte auf, kam aber nur noch zum Ausgleich. Willi Orban traf nach 54 Minuten. In letzter Sekunde fehlte Weghorst nur eine Schuhspitze, um den Siegtreffer zu erzielen. "Es ist ärgerlich, wir hätten die Partie auch gewinnen können", sagte der Niederländer enttäuscht, der in dieser Saison bereits sein elftes Tor in 16 Partien erzielte. Und so schafften es weder der VfL noch Leipzig gegen ein Spitzenteam der Bundesliga zu gewinnen.
Werder Bremen als Spätstarter
Ein lange Zeit müder Kick, bei der beide Teams vor allem auf Sicherheit aus waren, führte am Ende bei Werder Bremen zu echten Glücksgefühlen. Die Hanseaten sicherten sich drei Punkte mit zwei späten Treffern gegen den FC Augsburg, der immer tiefer in den Abstiegssog gerät. Die Mannschaft von Florian Kohfeldt setzte sich dagegen nach oben ins untere Mittelfeld der Liga ab. Theodor Gebre Selassie (84.) und drei Minuten später Felix Agu - in seinem ersten Startelfeinsatz sein erster Treffer - waren für die Bremer erfolgreich. "Besser geht es nicht", sagte der 21-Jährige. Außer Agu dürfte sich aber kaum noch jemand längere Zeit an dieses Spiel erinnern.
Arminia Bielefeld verpasst einen Auswärtssieg
Die lange Rückfahrt aus dem Kraichgau dürfte Arminia Bielefeld mit einem flauen Gefühl im Magen angetreten sein. "Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, dann hatten wir die besseren Chancen", sagte Arminia-Angreifer Sven Schipplock. Die Ostwestfalen waren vor allem am Ende des Spiels deutlich näher dran an einem Erfolg. Immerhin einen Punkt gegen den Abstieg konnte der Aufsteiger mit nach Hause nehmen. Die Hoffenheimer befinden sich dagegen in einer echten Krise. "Wir befinden uns einfach in einer schwierigen Situation", sagte 1899-Verteidiger Stefan Posch. Damit stehen für die TSG nur vier Zähler aus den vergangenen sechs Punktspielen zu Buche. Dazu kommt das Aus im DFB-Pokal. Für Hoffenheim-Trainer Sebastian Hoeneß dürfte die Luft nun deutlich dünner werden.
Köln immerhin defensiv stabil
Torhüter Timo Horn hatte noch ganz rote Wangen, weil er so häufig eingreifen musste beim 0:0 des 1.FC Köln gegen Hertha BSC. Horn stemmte sich genauso wie seine Kollegen gegen eine Niederlage gegen die Berliner. Nach dem 0:5 gegen den SC Freiburg in der Vorwoche waren sich alle einig, dass die defensive Stabilität der Kölner sich in dieser Partie deutlich verbessert hat. "Das es so nicht weitergehen kann wie letzte Woche, ist ja klar. Es ist ja gut, dass wir eine Mannschaft haben, der das nicht am Arsch vorbei geht", sagte Horn. Dennoch: Es war nur ein kleiner Schritt, denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Mannschaft von Markus Gisdol ist nun seit fünf Partien torlos, seit 14 Heimspielen sieglos. Es ist also noch viel Luft nach oben. Auch für die Hertha, die weiterhin deutlich hinter den eigenen Erwartungen bleibt.
Der 16. Spieltag in Zahlen
Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 3:1 (1:1)
Tore: 1:0 Silva (28.), 1:1 Hoppe (29.), 2:1 Jovic (72.), 3:1 Jovic (90.+1)
FC Bayern - SC Freiburg 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Lewandowski (7.), 1:1 Petersen (62.), 2:1 Thomas Müller (74.)
1.FC Köln - Hertha BSC 0:0
Borussia Dortmund - 1.FSV Mainz 05 1:1 (0:0)
Tore: 0:1 Öztunali (57.), 1:1 Meunier (73.)
Besondere Vorkommnisse: Marco Reus (Dortmund) schießt Foulelfmeter am Tor vorbei
Werder Bremen - FC Augsburg 2:0 (0:0)
Tore: 1:0 Gebre Selassie (84.), 2:0 Agu (87.)
1899 Hoffenheim - Arminia Bielefeld 0:0
VfL Wolfsburg - RB Leipzig 2:2 (2:1)
Tore: 0:1 Mukiele (5.), 1:1 Weghorst (22.), 2:1 Steffen (34.), 2:2 Orban (54.)
Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 2:2
Tore: Tore: 0:1 Stindl (35. Foulelfmeter), 1:1 Gonzalez (58.), 1:2 Zakaria (61.), 2:2 Wamangituka (90.+6, Foulelfmeter nach Videobeweis)
Union Berlin - Bayer 04 Leverkusen 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Teuchert (88.)