Frank-Zappa-Dokumentation im Kino
8. Dezember 2016
Frank Zappa wird man nach diesem Film lieben. Man kann einfach nicht anders. Einem solch intelligenten, sympathischen Zeitgenossen auf der Leinwand zu begegnen, dürfte viele Zuschauer verblüffen. "Eat That Question" hat der deutsche Dokumentarfilmregisseur Thorsten Schütte sein Musiker-Porträt genannt und es ist wohl als Anspielung auf die vielen Interviews gemeint, die der Film zeigt.
Collage aus vielen Archiv-Filmen
Natürlich präsentiert der Film den Musiker oft auf der Bühne, im Studio und in größeren und kleineren Konzertsälen. Vor allem aber hat Schütte zahlreiche Aufzeichnungen aus Archiven aus aller Welt zusammengetragen. Nach jahrelangen vergeblichen Versuchen gelang es ihm auch Zappas Familie davon zu überzeugen, bei dem Projekt mitzumachen. Es hat sich gelohnt.
Wer sich schon intensiv mit Zappa beschäftigt hat, den dürfte das Bild des Musikers, das der Film nun zeichnet, nicht überraschen. Doch für viele Zuschauer von heute ist es sehr wohl eine Überraschung: Zappa war zwar ein Provokateur auf der Bühne, und manchmal auch in den Fernsehstudios, er war aber weit davon entfernt in jene typische Rockmusiker-Attitüde zu verfallen, die man von vielen seiner musizierenden Zeitgenossen ab den 1960er Jahren kennt.
Regisseur Schütte: "Radikaler Wille zur freien Entfaltung"
"'Eat That Question' - ist die Geschichte des Musikers und Gitarristen Frank Zappa, dessen radikaler Wille zur freien Entfaltung seines musikalischen Ausdrucks massiv kollidiert mit den Wert- und Moralvorstellungen des Nachkriegs-Amerika", beschreibt Thorsten Schütte seinen Film. Trotz erheblicher Zensur durch Kirche, Politik und Musikindustrie sei Zappa nicht nur einer "der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts" gewesen, sondern auch ein brillanter Chronist und Gesellschaftskritiker seiner Zeit.
Jahrelang habe er rund um den Globus in Rundfunk- und Fernseharchiven nach Filmen und Tondokumenten Frank Zappas gestöbert, so der Regisseur. Im Laufe der Recherche habe sich dann ein überraschendes Bild zusammengesetzt: "Bei genauerer Betrachtung all dieser Fundstücke wird plötzlich ein ganz anderer Mensch sichtbar als der, den wir glauben zu kennen. Jenseits der Klischees und Abziehbilder vom zugekifften Hippie und Enfant Terrible der Rockmusik erleben wir einen klarsichtigen und scharfzüngigen Künstler, der lustvoll und provokant immer wieder musikalische und gesellschaftliche Konventionen auf die Probe stellt."
Ein kongenialer Hauptdarsteller
Dem kann man zustimmen. Es hat viele Dokumentationen über berühmte Musiker in der letzten Zeit gegeben, über Amy Winehouse und Janis Joplin, über die Beatles und andere mehr. Aufwendige Kinodokumentationen waren dabei. Schüttes Film kann nicht mit visuellen Glanzstücken prunken. Durch die radikale Beschränkung auf Archivmaterial, das zudem häufig aus den TV-Studios stammt, ist "Eat That Question" formal kaum aufregend.
Doch der Film hat einen kongenialen Hauptdarsteller. Zappa erscheint im Rückblick, das macht der Film deutlich, als visionärer Kopf. Ob Punk oder Rap, Zappa hat vieles vorweggenommen. Und anders als viele seiner Musikerkollegen hatte Zappa etwas zu sagen - und er konnte das auch formulieren!
Außergewöhnliche musikalische Bandbreite
"Zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod im Alter von 52 Jahren, zählen Zappas Kompositionen zum Repertoire vieler hochkarätiger Ensembles zeitgenössischer Musik", erinnert Schütte an Zappas außerordentliche musikalische Bandbreite. "Sein musikalischer Nachlass ist ein drastischer Gegenentwurf zu stromlinienförmiger Popmusik von heute und fordert seine Hörer noch immer heraus."
Zappas Kompromisslosigkeit im Bezug auf seine musikalische Karriere werfe Fragen auf: "Wie bleibe ich mir und meinem Werk treu? Wie gehe ich mit all den Zurückweisungen und Limitierungen um, die mir entgegenschlagen, und wie weit bin ich bereit, dafür zu gehen?" Zappa gibt in "Eat That Question" einige Antworten auf diese Fragen, mit Haltung und Stolz, mit Lust am Spott, aber auch mit unbändiger Intelligenz.