Frank Gehrys "Glaswolke" für Paris
19. Oktober 2014Das Museum "Fondation Louis Vuitton" umfasst mehrere Galerien und präsentiert zeitgenössische Kunstwerke des Geschäftsmannes und Chefs des Luxuskonzerns LVMH Bernard Arnault. Damit zählt das Museum, das am 27. Oktober seine Pforten für das Publikum öffnet, zu den wichtigsten Privatmuseen in Frankreich. Der 40 Meter hohe Koloss aus Glas und Beton liegt idyllisch am Rande des Parks Bois du Boulogne im Norden von Paris. Architekt Frank Gehry hat sechs Jahre daran gebaut. "Glaswolke" oder "Eisberg" nennt Gehry seinen Bau selber. Mehrere Terrassen empfangen die Besucher, die einen spektakulären Ausblick auf die Stadt Paris und den Park genießen können. Mobilität sei ein wichtiges Leitthema für den Bau gewesen. Er habe den Eindruck erwecken wollen, als bewege sich das Museum vorsichtig in den Park hinein, sagte Gehry auf der Pressekonferenz in Paris. Außerdem habe er die Kinder des benachbarten Spielplatzes zum Staunen bringen wollen.
Sammlung im Aufbau
3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten Platz für die Kunstsammlung Arnaults, die sich noch im Aufbau befindet und die von Suzanne Pagé, der ehemaligen Direktorin des "Musée d'Art Moderne de la Ville" in Paris, zusammengestellt wurde. Zu seinen Lieblingskünstlern zählt der 1988 im Alter von 28 Jahren verstorbene afro-amerikanische Maler Jean-Michel Basquiat.
Der dänische Künstler Olafur Eliasson, bekannt für effektvolle Lichtinszenierungen, hat eigens für die "Fondation Louis Vuitton" eine Installation mit spiegelnden Säulen entworfen. Ein Auditorium wurde von dem amerikanischen Künstler Ellsworth Kelly gestaltet. Wechselnde Ausstellungen mit Werken aus Museen weltweit ergänzen die Präsentation der Sammlung.
Architekt des Bilbao-Effekts
Berühmt geworden ist der 85-jährige US-amerikanische Architekt durch sein Guggenheim-Museum in Bilbao im spanischen Baskenland, das ebenfalls mit einer Glas-, Eisen- und Betonkonstruktion eine Reminiszenz an die Errungenschaften des Industriezeitalters darstellt. Das Museum ist zu einem Anziehungspunkt für Touristen und für Architekturfreunde geworden. Seitdem spricht die Welt vom "Bilbao-Effekt", wenn spektakuläre Museumsbauten in strukturschwachen Provinzstädten errichtet werden, um sie für Besucher attraktiver zu machen. Spätestens seit der Fertigstellung des Guggenheim-Museums in Bilbao zählt Gehry zu den bedeutendsten Architekten des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.
Seinen ersten Bau in Deutschland realisierte der Amerikaner aber schon viel früher. 1989 baute er für die deutsch-schweizerische Grenzstadt Weill am Rhein das Vitra-Design-Museum. Im selben Jahr erhielt er den Pritzker-Preis für seine herausragenden Bauten. Seinem Schaffen, das 1962 mit der Gründung des eigenen Büros in Los Angeles begann und sich seitdem über mehr als fünfzig Jahre erstreckt, widmet das Pariser Centre Pompidou eine eigene Ausstellung. Umfangreicher lässt sich das Werk des Architekten, der die runde Linie dem rechten Winkel vorzieht, wohl kaum mehr kennenlernen als derzeit in Paris. Den Bilbao-Effekt hat die französische Hauptstadt nicht nötig. Über einen Mangel an Touristen kann sie sich nicht beklagen. Durch die "Fondation Louis Vuitton" hat sie noch eine Sehenswürdigkeit mehr. Die Stiftung rechnet mit einer Million Besucher pro Jahr.