Die Fotografin Linda McCartney und die "Swinging Sixties"
Von Jimi Hendrix bis zu Janis Joplin und den Rolling Stones: Linda McCartney, Ehefrau des Beatles Paul McCartney, hat sie alle abgelichtet. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen stellt ab 15. Mai einige der Bilder aus.
Der Anfang: Die Rolling Stones
Den Durchbruch schaffte Linda McCartney - damals hieß sie noch Linda Eastman - 1966 auf einer Promotionparty der Rolling Stones. Sie arbeitete zu dem Zeitpunkt als Empfangsdame für das "Town and Country Magazine" und hatte eine Presseeinladung ergattert. Die Redaktion war begeistert von den intimen und authentischen Fotos und veröffentlichte sie in einer Sonderserie.
Chronistin ihrer Zeit
Linda Eastman dokumentiert die musikalische Revolution ihrer Zeit. 1968 wird sie die Hausfotografin für das New Yorker Fillmore East Theater. Neben Otis Redding, Frank Zappa oder The Doors fotografiert sie dort auch Sängerin Janis Joplin (Foto) die nur zwei Jahre später viel zu jung verstirbt.
Sensible Beobachterin
Mit ihren Fotos ist Linda Eastman oft ganz nah an den Künstlern dran. Genau das macht ihren Erfolg aus. Die Aufnahmen wirken dabei niemals respektlos. Sie schafft es, intime Momente voller Humor festzuhalten. Wie zum Beispiel dieser Schnappschuss von einem gähnenden Jimi Hendrix (r.), hier zu sehen mit seinem Schlagzeuger Mitch Mitchell (m.) und seinem Bassisten Noel Redding (l.).
Der Mann an ihrer Seite
Ende der 1960er-Jahre lernt Linda Eastman Beatles-Sänger Paul McCartney (l.) im Londoner Bag O’Nails Club kennen. Das nächste Zusammentreffen lässt nicht lange auf sich warten: Vier Tage später ist sie beim Launch der Platte "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" im Haus von Produzent Brian Epstein dabei. Linda Eastman und Paul McCartney heiraten nur knapp ein Jahr später - am 12. März 1969.
Mittendrin statt nur dabei
Unter ihrem neuen Namen - Linda McCartney - ist sie fortan nicht mehr nur Beobachterin, sondern auch Teil der Musikwelt der späten 1960er-Jahre - ein Segen und ein Fluch, wie sich herausstellen sollte. Hier hat sie ihren Mann Paul (2.v.r.) und seine Beatles-Bandkollegen bei den Aufnahmen zum legendären Album "Abbey Road" abgelichtet.
Im Schatten des Beatle
Nach der Hochzeit wird es stiller um Linda McCartney. Zum einen kommt im August 1969 ihre Tochter Mary zur Welt und die Fotografin widmet sich fortan ganz ihrer Familie. Zum anderen ist es für sie schwer, neben ihrem berühmten Ehemann als eigenständige Künstlerin wahrgenommen zu werden. Dieses Foto der Sängerin Aretha Franklin entstand vor ihrer Hochzeit im Jahr 1968.
Private Fotos - und neue Talente
Linda McCartney stellt aber auch noch andere Fähigkeiten unter Beweis. Anfang der 1970er-Jahre gründet sie mit Ehemann Paul die Band "Wings". Auch als Solokünstlerin macht sie sich einen Namen und veröffentlicht eigene Songs wie zum Beispiel "Seaside Woman" im Jahr 1977. Ihre Kamera bleibt jedoch weiterhin ihr treuer Begleiter: Sie dokumentiert ihre Reisen und ihr Familienleben mit Paul (Foto).
Familie mit Mission
Ende der 1980er werden die McCartneys Vegetarier. Fortan nutzt Linda ihre Bilder, um auf das Leid von Tieren aufmerksam zu machen. Auch Naturfotografien werden für sie immer wichtiger. 1998 verstirbt Linda McCartney an Brustkrebs. Sie hinterlässt ein großes Archiv - darunter ihre eindringlichen Musikerportraits wie dieses hier von Jimi Hendrix von 1967.
Fotografin unter Musikern
Unter dem Titel "Fotografin unter Musikern. Linda McCartney - The Sixties and more" ist eine Auswahl ihrer Bilder vom 15. Mai bis zum 11. September 2022 in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zu sehen. Darunter auch dieses Foto von Janis Joplin (l.) und der Band "Big Brother and the Holding Company" von 1967.
"Es gehört mehr dazu, ein wirklicher Fotograf zu sein, als nur die Technik zu beherrschen, es ist mehr, als nur das Radio einzuschalten. Es kommt auf die innere Ausdrucksstärke an. Ich habe das immer die eigene visuelle Unterschrift genannt." So wird Linda Louise McCartney auf ihrer offiziellen Webseite zitiert.
Die am 24. September 1941 in Scarsdale, New York geborene Fotografin hat es zeitlebens bestens verstanden, ihre ganz eigene Sicht der Welt festzuhalten - ob als Chronistin der Musikszene, Naturfotografin oder als sensible Beobachterin ihres eigenen Familienlebens.