Fotografie als Spiegel der Gesellschaft
Fotografien zeigen uns einen intimen, intensiven, manchmal verstörenden Blick auf die Welt, in der wir leben. Auf dem Lumix-Fotofestival in Hannover sind solche "Spiegel der Gesellschaft" noch bis zum 22.06 zu sehen.
"Taken"
Meeri Koutaniemi hat ein kenianisches Mädchen porträtiert, deren Genitalien verstümmelt wurden. Obwohl diese grausame Tradition mittlerweile als Menschenrechtsverletzung gilt, wird sie noch immer in 29 Länder praktiziert. Die WHO geht von mehr als 140 Millionen weiblichen Opfern aus. Viele Mädchen sterben nach den Operationen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen durchgeführt werden.
"One in a hundred"
Mehr als 90 Prozent der dänischen Eltern entscheiden sich für eine Abtreibung, wenn sie erfahren, dass ihr Kind mit Downsyndrom geboren werden könnte. Mario Wezel zeigt in seinen lebendigen, sehr persönlichen Bildern die Welt der fünfjährigen Emmy, deren pränataler Test ein Risiko von 1:800 ergab.
"Our War, Our Pain"
Allein im Jahr 2012 gab es in Venezuela laut Regierung 16.000 Morde – die Dunkelziffer ist unbekannt. Fotograf Oscar B. Castillo dokumentiert mit seinen bildgewaltigen Porträts die zunehmende Gewalt in seinem Heimatland. Allein in Caracas fallen pro Woche über 50 Menschen den rivalisierenden Gangs zum Opfer, die Stadt gilt als eine der gefährlichsten weltweit.
"One Day in History"
Die finnische Fotografin Andrea Gjestvang erinnert mit eindringlichen Porträts an die Überlebenden des furchtbaren Massakers auf der norwegischen Insel Utøya, das vor drei Jahren die Welt erschütterte.
"Pacificação"
Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Felix Kleymann dokumentieren die Auswirkungen des "Pacification Programs" in Rio de Janeiro, durch das Brasiliens Straßen für die WM 2014 sicherer gemacht werden sollten. Kleymanns Bilder erzählen vom Kampf gegen organisierte Kriminalität, Drogenschmuggel und Korruption, aber auch von der extravaganten Lebensweise in Stadtteilen wie Copacabana oder Ipanema.
"Mekong Source to Sea"
Lucas Wahls Arbeit ist ein Versuch, die Mutter aller Wasser – den Mekong – zu porträtieren. Auf seinen Reisen erlebte der deutsche Fotograf einen Fluss, der sich selbst und die Menschen an seinen Ufern verändert. Der über 4000 km lange Strom schlängelt sich vom tibetischen Hochland über China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha bis nach Vietnam, wo er ins Meer mündet.
"Buzkashi"
Buzkashi ist der Nationalsport in Afghanistan: Berittene Männer kämpfen um ein totes Kalb oder Lamm. Es spielt dabei jeder gegen jeden, was das Spiel sehr unberechenbar macht. Die Bilder des schwedischen Fotografen Casper Hedberg zeigen die mitfiebernden Zuschauer, den Schweiß und die Geschwindigkeit der Sportart, bei der man schon mal ein Jahresgehalt durch ein einziges Spiel verdienen kann.
"Maggie"
Die bedrückende Arbeit "Maggie" wirft einen tiefen, erschreckenden Blick auf häusliche Gewalt: Sara Lewkowicz zeigt in ihrer Bilderserie, wie Missbrauch die Beziehung einnimmt und schließlich seinen Höhepunkt erreicht. Die amerikanische Fotografin begleitete Maggie, die Opfer war und heute Frauen ermutigen möchte, der Gewalt zu entfliehen.
"Stray Kids"
Die deutsche Fotografin Fara Phoebe Zetzsche interessiert sich für die Lebensrealitäten sozialer Randgruppen: In ihrer Fotoserie hat sie junge Menschen porträtiert, die vor Problemen mit ihren Eltern in ein Leben auf der Straße geflohen sind. Viele stranden in Berlin, um ihr vermeintliches Glück in der Anonymität der Großstadt zu finden.