Foto-Erinnerungen von geflohenen Ruandern
Jetzt leben sie in Deutschland, Belgien oder Schweden. Miia Autio stellt auf ihren Fotos Ruander vor, die nach dem Völkermord 1994 aus ihrem Land flohen, auf der Suche nach einer neuen Heimat und Identität.
Neues Zuhause in Deutschland
"Ich fühle mich in Deutschland nicht nur wie ein Ausländer, ich bin es auch. Dennoch fühle ich mich hier Zuhause", sagt dieser Student aus Hannover. Trotz Diskriminierungen möchte er nicht zurück nach Ruanda: "Ich bin jemand, der sagen möchte, was er denkt. Würde ich die Regierung kritisieren, wäre das schlecht für mich. Ich habe mich in Deutschland niedergelassen - hier fühle ich mich frei."
Ziviler Ungehorsam
"Der Großteil meiner Familie wurde 1997 getötet, viele Jahre nach Kriegsende", verrät dieser Ruander. Der Völkermord von 1994 dauerte rund 100 Tage, doch die Gewalttaten waren damit nicht beendet. "Ich habe gegen die Regierung gekämpft, erst als Bürger, später als Politiker. Aber sie haben mich verfolgt und gefoltert, so dass ich mein Land verlassen musste."
Starke Verbindung zur Heimat Ruanda
"Aus Ruanda kommen nur schlechte Nachrichten", klagt diese Frau, die 2005 nach Norwegen floh. Sie überlebte 1994 das Massaker, wurde später jedoch erpresst, nachdem sie offen aussagte, ihr Nachbar würde zu Unrecht beschuldigt, am Genozid teilgenommen zu haben. "Deswegen bin ich geflohen. Ich hatte Angst um mein Leben. Heute habe ich einen norwegischen Pass. Das hilft nicht, ich bleibe Ruanderin."
Eine afrikanische Odyssee
"Meine Mutter ist im Gefängnis gestorben und mein Vater wurde inhaftiert, obwohl er während des Krieges nicht im Land war", sagt diese Frau. Sie floh mit ihren beiden Schwestern über Kenia, nach Kamerun und schließlich Belgien. "Hier wurde ich akzeptiert. Ich habe meinen Platz gefunden und sogar eine Familie gegründet. Allerdings vermisse ich Ruanda, ich fühle mich immer noch mehr als Ruanderin."
Wunschliste für Ruanda
Die Gründe, warum Menschen weiterhin aus Ruanda fliehen, sind offensichtlich. Dennoch redet kaum jemand darüber. "Es ist schwer für mich", gibt dieser Mann zu, der gerne eines Tages nach Ruanda zurückkehren möchte. "Ich wünsche mir Frieden, Gerechtigkeit und wirkliche Demokratie. Ich wünsche mir, dass die Ruander frei ihre Meinung äußern können. Und dass wir alle in Frieden leben können."
Sehnsucht nach dem Paradies
Ruander beschreiben ihr Land oft als "Paradies". Daher sei der Abschied schwer gewesen, sagt diese Geflohene. Nun hat sie mit erniedrigenden Vorurteilen zu kämpfen. "Während eines Bewerbungsgespräches wurde ich einmal gebeten, den Computer anzuschalten, um zu testen, ob ich das kann! Ich wünsche mir, Ruanda würde eines Tages wieder zum Paradies werden, damit ich nach Hause kehren kann."
Hoffnung für die Zukunft
Der Genozid der Hutu an den Tutsi hat deutliche Spuren in der ruandischen Gesellschaft hinterlassen. Dieser Mann behauptet, dass die Hutu von der Regierung diskriminiert würden. "Mein Leben hier in Europa ist ein Neuanfang. Es ist oftmals ziemlich herausfordernd, doch mir gefällt, wie die Regierung hier jeden unterstützt, auch Ausländer. Das gibt mir Hoffnung für mein Leben und meine Zukunft."
Vergangenheit ohne Gesicht
23 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda sind die Wunden der Vergangenheit noch immer deutlich spürbar. Viele Ruander sind nach Europa geflohen, um in Frieden ein neues Leben zu beginnen. Die von Miia Autio Porträtierten bleiben namenlos, einige wollten ihr neues Heimatland nicht nennen, manche auch ihr Gesicht nicht zeigen.