Forscher warnen vor Trendwende bei Atomwaffen
14. Juni 2021Wie es im neuen Jahresbericht der in Stockholm ansässigen Forschungseinrichtung heißt, gab es weltweit Anfang 2021 schätzungsweise noch 13.080 Atomwaffen - das sind 320 weniger als im Vorjahr und weniger als ein Fünftel von dem, was die Atommächte im Kalten Krieg Mitte der 1980er Jahre noch in ihren Arsenalen hatten.
Fast 4000 Atomwaffen sind einsatzbereit
Als besorgniserregend stufen die Friedensforscher aber die Zahl von Atomsprengköpfen ein, die auf Raketen montiert wurden oder sich auf aktiven Stützpunkten befinden. Diese Atomwaffen gelten für SIPRI als einsatzbereit. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr von 3720 auf jetzt 3825. Bei den USA und Russland kamen jeweils rund 50 hinzu.
"Die Gesamtzahl der Sprengköpfe in den globalen militärischen Beständen scheint zu steigen", sagte Hans M. Kristensen, Experte bei SIPRI für nukleare Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Es sei "ein besorgniserregendes Zeichen dafür, dass der rückläufige Trend, der die globalen Atomwaffen-Arsenale seit dem Ende des Kalten Krieges charakterisiert hat, zum Stillstand gekommen ist".
Russland (6255) und die USA (5550) besitzen nach den Berechungen von SIPRI zusammen über 90 Prozent der weltweiten Atomwaffen. Beide haben umfangreiche und teure Programme laufen, um ihre Atomsprengköpfe, Raketen- und Flugzeugträgersysteme zu ersetzen und zu modernisieren. "Sowohl Russland als auch die USA scheinen die Bedeutung, die sie Atomwaffen in ihren nationalen Sicherheitsstrategien beimessen, zu erhöhen", sagte Kristensen.
Es sind nicht nur Russland und die USA
Im von SIPRI veröffentlichten Jahrbuch 2021 werden auch andere besorgniserregende Trends deutlich. Nicht nur die USA und Russland bauen auf ihre Atomwaffenarsenale, auch die anderen Atommächte investieren in ihre nuklearen Fähigkeiten und planen, entwickeln oder stationieren weitere Waffensysteme. Zu den anderen sieben Atommächten gehören Großbritannien, Frankreich, Israel, China, Pakistan, Indien und Nordkorea.
Laut SIPRI machte auch Großbritannien die Politik einer Reduzierung des Atomwaffenarsenals rückgängig und erhöhte die geplante Obergrenze für Atomwaffen von 180 auf 260. China befindet sich mitten in einer bedeutenden Modernisierung und Erweiterung seines Atomwaffeninventars, und auch Indien und Pakistan sind offensichtlich dabei, ihre Atomwaffenarsenale zu erweitern. Außerdem baut Nordkorea - ungeachtet aller internationalen Appelle - sein militärisches Atomprogramm weiter aus.
haz/ack (dpa, afp)