Forscher und ihre Selbstversuche
Was haben ein Mediziner, der seine eigene Impfung gegen das Coronavirus schluckt, ein Psychoanalytiker auf Koks und der schnellste Mann der Welt gemeinsam? Sie sind Wissenschaftler und ihre eigenen Versuchskaninchen.
Schluckimpfung gegen Corona
Mut, Neugier oder völlige Selbstüberschätzung? Vermutlich ist es eine Mischung aus all dem, die so manchen Wissenschaftler dazu veranlasst, eigene Erfindungen zuerst an sich selbst zu testen. So soll ein chinesischer Mediziner laut der Tageszeitung Global Times eine Schluckimpfung gegen das Coronavirus nicht nur selbst entwickelt, sondern auch selbst getestet haben. Bisher ohne Nebenwirkungen.
Lachgas-Party mit Humphry
Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn und privates Vergnügen können durchaus Hand in Hand gehen. Der britische Chemiker Sir Humphry Davy experimentierte zwischen 1795 und 1798 mit Lachgas. Mit Hilfe seiner Selbstversuche entdeckte er nicht nur die schmerzstillende, sondern auch die berauschende Wirkung des Gases.
Entdecker der UV-Strahlung
Der deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter entdeckte 1801 nicht nur die ultraviolette Strahlung, sondern erfand im Jahr darauf auch den ersten Akku. Ritters Interesse galt außerdem dem Galvanismus - einer Bezeichnung für Muskelkontraktionen durch Stromschläge. Dass er bereits 33-jährig starb, soll auch an den galvanischen Selbstversuchen gelegen haben, mit denen er seinen Körper malträtiert hat.
Freud auf Koks
Der österreichische Psychologe und Arzt Sigmund Freud ist bekannt als Begründer der Psychoanalyse, dessen Methoden bis heute angewendet, diskutiert und kritisiert werden. Weniger bekannt ist, dass Freud in seiner Zeit als Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus die Wirkung von Kokain erforschte. Aus veröffentlichten Briefen geht hervor, dass Freud selbst lange und viel Koks konsumiert hat.
Tod durch Gelbfieber
"Ich glaube, dass ich dem wahren Erreger auf der Spur bin", schrieb der amerikanische Mediziner Jesse Lazear am 8. September 1900 in einem Brief an seine Frau. Lazear erforschte Malaria und Gelbfieber. Lazear konnte beweisen, dass das Gelbfieber von Moskitos übertragen wird: Er ließ sich stechen, erkrankte und starb 17 Tage nach dem Brief an seine Frau. Lazear wurde nur 34 Jahre alt.
Der schnellste Mann der Welt
Als "fastest man on earth" wurde John Paul Stapp aufgrund seiner Forschungen über die Auswirkungen von Beschleunigungskräften auf den (eigenen) menschlichen Körper bekannt. Dazu ließ er sich auf einem sogenannten Raketenschlitten bis auf mehr als 1000 km/h beschleunigen und in 1,4 Sekunden vollständig abbremsen. Es ist die höchste Beschleunigung, der ein Mensch bisher freiwillig standgehalten hat.
Heimlicher Herzkatheter
Werner Forßmann war bereits in seiner medizinischen Ausbildung ein Querulant. Der deutsche Chirurg wollte unbedingt beweisen, dass sich ein langer, biegsamer Katheter gefahrlos von der Ellenbeuge bis ins Herz einführen lässt. Obwohl ihm das Experiment von seinen Vorgesetzten ausdrücklich verboten worden war, machte Forßmann 1929 als erster Mensch den Selbstversuch. Heimlich natürlich.
Nobelpreisgewinner posthum
Der kanadische Mediziner Ralph Steinman erkrankte an Pankreaskrebs und unterzog sich einer selbst entwickelten Immuntherapie. Nach Einschätzung seines Arztes konnte diese Therapie Steinmans Tod nicht verhindern, möglicherweise sein Leben aber - entgegen der Prognosen - um mehr als vier Jahre verlängern. Steinman starb 2011 wenige Tage vor der Verleihung des Nobelpreises, den er posthum erhielt