Formel 1: Hülkenberg überrascht die Konkurrenz
8. August 2020Seine starke Fahrt in Silverstone verblüffte Nico Hülkenberg selbst. "Ich bin ein bisschen überrascht, habe aber ein großes Lächeln im Gesicht", sagte der Formel-1-Fahrer vom Rennstall Racing Point über seinen fulminanten dritten Platz in der Qualifikation hinter dem Mercedes-Duo Valtteri Bottas und Lewis Hamilton. "Das war ein Highlight, es ist aber nicht die Zeit, sich zu früh zu freuen."
Als Hülkenberg gerade noch sein Glanzlicht setzte, gab Sebastian Vettel längst die nächsten Frust-Interviews. Der viermalige Weltmeister verpasste am Samstag bereits zum zweiten Mal in seiner Ferrari-Abschiedssaison die Top 10 - und startet nur abgeschlagen als Zwölfter in den Grand Prix von England. "Egal, was ich probiere, ich mache da keinen bedeutenden Schritt vorwärts", sagte Vettel. "Das war alles, was ich zu geben hatte. Das war alles, was in dem Wagen gesteckt hat."
Erster Podestplatz der Karriere?
Selbst im Boliden von Hülkenberg steckt deutlich mehr. Der Ersatzmann für den am Coronavirus erkrankten Mexikaner Sergio Perez dürfte nun sogar den ersten Podestplatz seiner Karriere anpeilen - nach 177 erfolglosen Versuchen. "Diese Woche habe ich mich wesentlich besser gefühlt, ich habe aber auch viel Respekt vor morgen", sagte Hülkenberg, der letztmals 2016 in Österreich Dritter in der Qualifikation geworden war. "Die letzte Runde von Nico war wirklich besonders", lobte Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer.
Die Pole Position schnappte sich diesmal nicht Lewis Hamilton, sondern sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas. Der Finne war gerade mal 63 Tausendstelsekunden schneller als der englische WM-Spitzenreiter und geht von ganz vorne in das Event am Sonntag (15.10 Uhr), das an 70 Jahre Grand-Prix-Geschichte erinnert. "Valtteri hat einen großartigen Job gemacht, von meiner Seite war es nicht die perfekte letzte Runde", befand Hamilton.
Vettel völlig frustriert
Vettel dagegen war einfach nur desillusioniert. "Ich bin damit zufrieden, was ich aus dem Auto herausgeholt habe, mehr bleibt mir nicht übrig", kommentierte der 33-Jährige. Vettel hatte gehofft, eine Woche nach dem ersten Grand Prix in England mit seinem störrischen Ferrari Fortschritte zu machen - in der Startplatz-Jagd war davon nichts zu sehen. Um überhaupt die zweite K.o.-Runde zu überstehen, entschied sich der Kommandostand, seinen Wagen mit der ganz weichen und schnellsten Reifenmischung auszustatten. Dennoch reichte es nicht für die Top Ten. Vettel fehlten 0,193 Sekunden, um weiterzukommen.
Vettel hatte sich schon durch das Training geschleppt. Der vorläufige Gipfel war für ihn die zweite Einheit, als ihn ein Motorschaden ausbremste. Ferrari ließ dann vorsorglich auch bei Scuderia-Stallrivale Charles Leclerc den Antrieb austauschen. "Ich denke, ich bin lange genug dabei und habe sehr viel probiert, wir sind in den zwei Wochen bis jetzt aber nicht auf einen grünen Zweig gekommen", sagte Vettel enttäuscht.
In der WM-Wertung liegt Hamilton (88 Punkte) vor Bottas (58) und steuert unbeirrt auf seinen siebten WM-Titel zu. Damit würde der 35-Jährige mit Rekordchampion Michael Schumacher gleichziehen. Vettel ist in der Fahrerwertung auf Platz 13 - mit 78 Zählern weniger als Hamilton.
jst (dpa)