"Forbidden Stories" erhält Journalismus-Preis
14. Oktober 2021Erstmals ist in Brüssel der Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus vergeben worden. Stellvertretend für das Netzwerk "Forbidden Stories" nahmen Sandrine Rigaud und Laurent Richard die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung des Europäischen Parlaments entgegen. Das Reporter-Netzwerk und Amnesty International hatten Medien aus zehn Ländern Dokumente über die Spähsoftware Pegasus zur Verfügung gestellt.
EU-Parlament verleiht den Preis
Diese Software des israelischen Unternehmens NSO Group kann unbemerkt auf Daten eines Telefons zugreifen und sie versenden. Eine im Juli veröffentlichte Recherche von 17 internationalen Medien hatte ergeben, dass mit Hilfe von Pegasus die Telefone von mindestens 180 Journalisten, 600 Politikern und 85 Menschenrechtsaktivisten in verschiedenen Ländern überwacht worden waren.
Den Preis verlieh das EU-Parlament in Gedenken an die maltesische Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia. Die 53-Jährige war 2017 auf Malta bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden. Sie hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in ihrer Heimat berichtet. Darin verwickelt waren nach ihren Recherchen auch Mitglieder der Regierung.
"Forbidden Stories" vereint 100 Journalisten
Die Gruppe "Forbidden Stories" vereint knapp 100 Journalisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Recherchen ermordeter, inhaftierter oder bedrohter Kollegen fortzusetzen. Seit seiner Gründung im Jahr 2017 führte das Netzwerk nicht nur die Arbeit von Caruana Galizia weiter, sondern griff auch Recherchen anderer ermordeter Journalisten über Umweltverbrechen oder mexikanische Kartelle auf. Das Konsortium erhielt bereits internationale Auszeichnungen, unter anderem den Europäischen Pressepreis und den George Polk Award.
Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis soll künftig jedes Jahr am Todestag der maltesischen Journalistin, dem 16. Oktober, verliehen werden.
nob/uh (afp, dpa, epd)