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Flüchtlinge erfrieren vor Lampedusa

9. Februar 2015

Wieder hat sich das Mittelmeer für Migranten als Todesfalle erwiesen. Dieses Mal starteten sie von Libyen aus in einem kaum seetüchtigen Schlauchboot. 29 Flüchtlinge erreichten ihr Ziel nicht lebend.

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Karte Italien - Lampedusa (DW)

Das Boot mit 105 Menschen an Bord war bei schlechtem Wetter rund 160 Kilometer vor der italienischen Insel Lampedusa in Seenot geraten. Die italienische Küstenwache kam mit zwei Schiffen zu Hilfe, nachdem die Migranten per Satellitentelefon einen Notruf abgesetzt hatten, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Für mindestens 29 Menschen kam die Hilfe jedoch zu spät. Sie starben an Unterkühlung. Zahlreiche weitere Flüchtlinge wurden mit schweren Unterkühlungen ins Notfallzentrum der Insel gebracht.

Bis zu neun Meter hohe Wellen - Temperaturen um den Gefrierpunkt

Die Bergung der in Seenot Geratenen gestaltete sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt äußerst schwierig. "Unsere Leute sind am Ende. Sie kämpfen gegen mehr als neun Meter hohe Wellen", schilderte der Sprecher der Küstenwache, Filippo Marini, die Lage. "Dass überhaupt Menschen gerettet werden konnten, grenzt an ein Wunder. Unter solchen Bedingungen zu agieren, ist fast unmöglich". Die Einsatzkräfte riskierten auf dem Meer ihr eigenes Leben.

Sanitäter Pietro Bartolo sagte der Zeitung "La Repubblica": "Es ist schrecklich. Es sind so viele junge Menschen dabei. Sie sind völlig nass. Sie sind alle erfroren." Die Küstenwache kritiserte, dass Schlepper trotz des schlechten Wetters Flüchtlinge über das Meer schickten.

Jedes Jahr wagen Zehntausende Menschen die gefährliche Überfahrt von Nordafrika nach Europa, häufig in kaum hochseetauglichen Booten. Allein im Januar strandeten mehr als 3500 Migranten in Italien. Selbst Winterstürme hielten die Menschen nicht von ihrer Flucht ab. Seit Anfang 2014 ereichten mehr als 150.000 Migranten über das Mittelmeer die italienische Küste. Tausende sind auf diesem Weg ums Leben gekommen - ertrunken, verdurstet, an Erschöpfung gestorben oder erfroren.

Flüchtlinge in Italien (Archivfoto: dpa)
Voller Hoffnung machen sich Migranten aus Nordafria auf den gefährlichen Weg - und stranden in Lagern in ItalienBild: picture-alliance/dpa

"Wir sind wieder am Anfang"

DIe Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, beklagte: "Die mehr als 360 Todesopfer vor Lampedusa im Oktober 2013 haben nicht geholfen. Die Worte von Papst Franziskus haben nicht geholfen. Wir sind wieder genau da, wo wir vor "Mare Nostrum" (Unser Meer) waren. Das ist die Realität." Die im vergangenen Jahr gestartete EU-Rettungsmission "Triton" bezeichnete sie als klaren Rückschritt.

"Triton" hatte die Mission "Mare Nostrum" abgelöst, die die Italiener nach den zwei Flüchtlingstragödien von 2013 ins Leben gerufen hatten. Mitarbeiter der Küstenwache retteten in den darauffolgenden Monaten Tausende Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Nachdem die Regierung in Rom deutlich gemacht hatte, nicht länger die Kosten in Millionenhöhe hierfür schultern zu können, hatte die Europäische Union eingegriffen.

se/mak (dpae, ape, kna, afp, rtr)