Flugschreiber inzwischen geborgen
11. März 2019An Bord des in Äthiopien abgestürzten Passagierflugzeugs waren mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Das erklärte der Leiter der Internationalen Organisation für Migration (IOM), António Vitorino. Unter den Todesopfern sei auch eine deutsche IOM-Mitarbeiterin, die auf dem Weg zu einem Training in Nairobi gewesen sei.
Demnach sind unter den Absturzopfern Mitarbeiter von mindestens fünf Organisationen, die direkt zu den Vereinten Nationen gehören oder mit ihnen verbunden sind, darunter das Welternährungsprogramm WFP, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, das UN-Umweltprogramm UNEP, die Weltbank und die Internationale Fernmeldeunion.
Viele von ihnen waren auf dem Weg zu einer Konferenz des UN-Umweltprogramms in Nairobi. WFP-Exekutivdirektor David Beasley erklärte, dieser Tag sei ein zutiefst trauriger für seine Organisation. Man trauere um sieben Mitarbeiter, die bei der Tragödie ihr Leben verloren haben.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin konnten bislang fünf deutsche Opfer identifiziert werden. Die Behörde sowie die Botschaft in Addis Abeba stünden mit Ethiopian Airlines und den äthiopischen Behörden in engem Kontakt, um schnellstmöglich weitere Informationen zu erhalten, hieß es.
Einer Liste von Ethiopian Airlines zufolge sind unter den Todesopfern aus 35 Ländern außerdem 32 Kenianer, 18 Kanadier, neun Äthiopier sowie jeweils acht US-Amerikaner, Italiener und Chinesen. Insgesamt seien 149 Passagiere und acht Crew-Mitglieder an Bord gewesen.
Die Boeing stürzte nach Angaben der Fluggesellschaft nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich von Addis Abeba. Kurz nach dem Abflug in der äthiopischen Hauptstadt habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, sagte der Chef von Ethiopian Airlines, Tewolde GebreMariam. Der Funkkontakt zur Maschine sei wenige Minuten nach dem Start abgebrochen, teilte das Unternehmen mit.
Die Fluggesellschaft hatte die neue Maschine nach eigenen Angaben erst im November erworben. Das Flugzeug sei seit dem Kauf rund 1200 Stunden im Einsatz gewesen und zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Der Pilot hatte seit 2010 für die Fluggesellschaft gearbeitet.
Ursache weiter unklar
Die Absturzursache ist immer noch unklar. Nach Angaben des Flugzeugbauers Boeing handelte es sich bei der Unglücksmaschine um einen Flieger vom Typ 737 MAX 8. Der Absturz in Äthiopien war demnach bereits das zweite tödliche Unglück dieses Typs innerhalb von fünf Monaten. Im Oktober war eine Boeing 737 MAX 8 vor der indonesischen Küste abgestürzt, ebenfalls kurz nach dem Start. Bei dem Unglück kamen alle 189 Menschen an Bord ums Leben. Nach Ethiopian Airlines haben auch chinesische und indonesische Behörden auf diese Ähnlichkeiten reagiert und angeordnet, dass alle Maschinen gleichen Typs vorerst am Boden bleiben müssen.
In Äthiopien wollen Experten an diesem Montag mit der Identifizierung der Opfer und der Klärung der Unglücksursache beginnen. Unter den weit verstreuten Trümmern der Maschine haben die Helfer nach Angaben des äthiopischen Staatsfernsehens inzwischen den Flugschreiber gefunden, der neue Erkenntnisse zum Absturz des Flugzeugs liefern könnte.
Airline gilt als zuverlässig
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in einem Kondolenztelegramm an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed bestürzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb: "Der Tod so vieler Menschen an Bord erfüllt mich mit tiefer Trauer."
Ethiopian Airlines gilt als zuverlässige Fluggesellschaft. Sie bietet weltweite Verbindungen an, auch nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. Es ist allerdings nicht das erste Unglück eines Flugzeugs der Airline. Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer. Alle 90 Insassen starben.
Im November 1996 wurde eine Maschine der Airline entführt. Sie war ebenfalls auf dem Weg von Addis Abeba nach Nairobi. Die Entführer forderten trotz zu geringer Treibstoffmenge, nach Australien geflogen zu werden. Der Kapitän entschloss sich zu einer spektakulären Notwasserung vor den Komoren, um möglichst viele Passagiere zu retten. 125 Insassen starben, rund 50 überlebten.
bri/qu/gri (dpa, afp, rtr)