Flucht vor den Fluten am Dnipro
Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms in der Ukraine kämpfen Tausende Anwohner in den Überschwemmungsgebieten mit den Wassermassen. Trotz der Zerstörung gehen Kriegshandlungen in dem Gebiet weiter.
Die rettende Luftmatratze
Seit Dienstag (06.06.2023) kämpfen die verbliebenen Menschen in der südukrainischen Konfliktregion Cherson mit einer weiteren existenziellen Bedrohung in ihrer Heimat: Der Dnipro, natürliche Frontlinie zwischen den ukrainisch und russisch kontrollierten Gebieten, ist nach einem Teileinsturz des Kachowka-Staudamms meterhoch über die Ufer getreten. Über 40.000 Menschen sind betroffen.
SOS Dammbruch
Eine Luftaufnahme zeigt den Dammbruch an der Kraftwerksmauer. Die Ukraine und Russland beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, die Zerstörungen des Dammes verursacht zu haben. Die dadurch entfesselten Wasser- und Schlammmassen trafen die Einwohner der anliegenden Ortschaften unvorbereitet.
Land unter
Bis zu zwölf Meter stieg der Pegel des Dnipro nach dem Dammbruch an. Über 900 Quadratkilometer Fläche versanken im Wasser. Der größere Teil des überfluteten Gebiets liegt im südlichen, russisch besetzten Gebiet der Ukraine. Besonders hart traf es die Stadt Oleschky. Russischen Angaben zufolge sind bislang fast 4300 Menschen in Sicherheit gebracht und mehr als 14.000 Häuser überschwemmt worden.
Retten, was zu retten ist
Eine Frau aus Cherson watet durch das Wasser und hält zwei Kisten mit persönlichen Gegenständen in den Händen, die sie im letzten Moment aus ihrem Haus herausgeholt hat. Tausende von Anwohnern versuchen, ihre Habseligkeiten vor den Wassermassen zu retten. Viele jedoch konnten nur sich selbst in Schutz bringen und mussten bei den Evakuierungen alles zurück lassen.
Evakuierung durch Militär
In der am nördlichen Flussufer gelegen Frontstadt Cherson helfen Soldaten und Freiwillige bei den Evakuierungen der Menschen in den Überflutungsgebieten. Die Operationen sind lebensgefährlich, da von der russischen Flussseite immer wieder Artilleriegeschosse abgefeuert werden.
Danke, ich lebe noch!
Für ihren Dauereinsatz erfahren viele Rettungskräfte große Dankbarkeit. Viele ältere Menschen, die noch in der zurückeroberten Stadt Cherson lebten, sind bei den Überschwemmungen besonders auf Hilfe angewiesen. Aus Dankbarkeit gibt eine Ukrainerin ihrem Retter einen Kuss auf die Wange.
Hunde ohne Herrchen
Auch die in den Überflutungsgebieten zurückgebliebenen Tiere werden evakuiert. Freiwillige Helfer retten Hunde, Katzen und andere Haustiere aus den Fluten und bringen sie in sichere Gefilde.
Bedrohtes Bienenvolk
Auch Bienenvölker versinken in den Wassermassen. Für diesen Bienenstock in den ukrainischen Nationalfarben kommt wahrscheinlich jede Hilfe zu spät.
Massives Fischsterben
Der sinkende Pegel des Dnipro oberhalb der Kachowka-Talsperre hat zudem stellenweise für massenhaftes Fischsterben gesorgt. Unterhalb der Staumauer werden durch Überflutungen von Industrie- und landwirtschaftlichen Gebieten enorme Umweltbelastungen aufgrund von freigespülten Schadstoffen erwartet.
Gotteshäuser versinken, der Glaube bleibt
Der Anblick einer überfluteten Kirche in der Stadt Hola Prystan in der von Russland kontrollierten Region Chersons steht stellvertretend für die Beschädigung von Kulturstätten und Museen in der Region. Nach ersten Berichten des ukrainischen Kulturministeriums hat der Dammbruch mehr als 20 Gebäude beschädigt oder komplett zerstört.