Fledermäuse: Gespenstisch und faszinierend
Fledermäuse genießen - insbesondere im Moment - keinen sonderlich guten Ruf. Dabei sind die kleinen Vampire faszinierend - und nur ein bisschen gespenstisch. Zum International Bat Appreciation Day einmal Beifall bitte.
Nicht nur seltene Höhlenbewohner
Vom australischen Busch bis zur Pazifikküste Mexikos - in Bäumen hängend, hoch oben auf Bergen, versteckt in Höhlen, Felsspalten, auf Dächern. Fledermäuse sind die am weitesten verbreiteten Säugetiere der Erde und bewohnen alle Kontinente außer der Antarktis. Sie machen etwa 20 Prozent aller Säugetiere aus. Und Achtung: Sie sind das einzige Säugetier, das in der Lage ist, zu fliegen.
Feigenfressende Marshmallows
Diese weiße Fledermaus hat sich sicher in die Falte einer Helikonia-Pflanze eingekuschelt. Insgesamt gibt es rund 1100 Fledermausarten, aber nur fünf Arten sind weiß. Diese etwa vier bis fünf Zentimeter lange Art wird manchmal auch als "Marshmallow-Puff" der Fledermausfamilie bezeichnet. Diese niedliche Art ernährt sich fast ausschließlich von Feigen.
Wir sind, wie wir sind
Obwohl sie in vielen Teilen der Welt als unheimliche Kreaturen gelten, trinken nur drei Fledermausarten tatsächlich Blut. Mit ihren scharfen Zähnen rasieren sie sogar die Haare auf der Haut ihrer Beute ab, bevor sie ihr Blut saugen. Schlafende Rinder und Pferde sind ihre bevorzugten Opfer, aber sie attackieren auch Menschen und übertragen so Infektionen und Krankheiten.
Blind wie die Nacht?
Die seltsam großen Ohren brauchen die Fledermäuse für ihr Echolot. Denn die meisten Fledermäuse sehen schlecht und sind auf ihre Sonargeräte angewiesen, um in der Dunkelheit Nahrung zu finden. Sie erzeugen extrem hohe Töne in ihrem Rachen und projizieren sie nach vorne. Ihre riesigen Ohren nehmen die Echos der abprallenden Geräusche wahr, sodass sie ihre Umgebung sehr genau kartieren können.
Ohne Fledermäuse gäbe es keine Avocados, Mangos oder Bananen
Fledermäuse spielen bei der Bestäubung von Pflanzen eine zentrale Rolle. Mehr als 500 Pflanzenarten sind für die Bestäubung ihrer Blüten auf Fledermäuse angewiesen, darunter Bananen-, Avocado-, Mango- und Agavenpflanzen. Einige Fledermäuse, wie die mexikanische Bananenfledermaus und die Langnasenfledermaus (im Bild), haben für diese Aufgabe außergewöhnlich lange Zungen.
Fast unsterblich
Obwohl Fledermäuse nur ein Junges pro Jahr kriegen, überleben die meisten von ihnen viele andere Säugetiere. Einige Arten werden 30 Jahre alt und dabei altern sie nicht wirklich. Den Grund für ihre Langlebigkeit sehen Wissenschaftler in ihrer einzigartigen Fähigkeit, altersbedingte Zellschäden zu verhindern bzw. zu reparieren und sie so vor Krebs zu schützen.
Perfekte Krankheits-Wirte
Fledermäuse sind allerdings auch die natürlichen Wirte für zahlreiche Viren, darunter das Marburg- und Nipah-Virus, Ebola und Coronaviren wie SARS, MERS und das neue SARS CoV-2. Dank ihres einzigartigen Immunsystem übertragen sie zwar diese tödlichen Krankheiten auf andere Spezies, durch ihre hohe Körpertemperatur und ihrem hohen Gehalt an antiviralem Interferon bleiben sie selbst aber gesund.
Schützen statt ausrotten!
Auch wenn Fledermäuse immer wieder mit schlimmen Krankheiten in Verbindung gebracht werden, müssen sie geschützt werden, da sie in den meisten Ökosystemen eine zentrale Rolle einnehmen. Ohne sie würde in Afrika etwa die Zahl der Moskitos explodieren und die Malariaplage unvorstellbare Ausmaße annehmen.
Bei Fledermäusen denken wir an Blutsauger und Krankheiten, dabei haben die Geschöpfe der Nacht viel mehr zu bieten. Sie haben ein unglaubliches Immunsystem, altern nicht und sind wichtig für die Pflanzenbestäubung.