Flüchtlingshelfer geben die "Aquarius" auf
6. Dezember 2018Die Entscheidung, sich von der "Aquarius" zu trennen, folgt nach Angaben von SOS Méditerranée auf "eine Reihe von gezielten politischen Angriffen auf die lebensrettende Arbeit" der Hilfsorganisation. "Wir haben den Höhepunkt der Kriminalisierung von humanitärer Hilfe auf See erreicht", sagte die Geschäftsführerin der deutschen Sektion, Verena Papke.
Sie nannte es ein "Armutszeugnis für Europa", dass ihre Organisation jetzt gezwungen sei, den Betrieb der "Aquarius" einzustellen, "während europäische Mitgliedsstaaten ihrer Verantwortung, Menschen im Mittelmeer zu retten, nicht gerecht werden".
Suche nach neuem Schiff läuft
Die Einstellung des Betriebs der "Aquarius" sei eine äußerst schwierige Entscheidung gewesen, erklärte Frédéric Penard, Einsatzchef von SOS Méditerranée. Mit der Trennung wolle man sich aber die Chance eröffnen, schnellstmöglich mit einem neuen Schiff wieder auf dem Mittelmeer Flüchtlinge retten zu können. Die Suche laufe bereits.
Seit Oktober de facto stillgelegt
Die von den Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betriebene "Aquarius" hatte am 10 August 141 Menschen auf dem Mittelmeer an Bord genommen. Nach einem mehrtägigen Tauziehen mit den Behörden durfte das Schiff mit dann noch 58 Migranten an Bord in Malta anlegen. Premierminister Joseph Muscat erteilte die Genehmigung, nachdem sich Deutschland, Frankreich, Portugal und Spanien bereiterklärt hatten, je einen Teil der Passagiere zu übernehmen.
Wie SOS Méditerranée mitteilte, wurde der "Aquarius" in den darauffolgenden Monaten nach Rettungseinsätzen auf politischen Druck hin zweimal die Flagge entzogen: zunächst von Gibraltar, dann von Panama. Erst vor kurzem hätten die italienischen Behörden die Beschlagnahme des Schiffes angeordnet, weil die Bordabfälle nicht ordnungsgemäß getrennt worden seien.
In den vergangenen Wochen musste die "Aquarius" im Hafen von Marseille (Artikelbild) ausharren.
Letzte "Aquarius"-Flüchtlinge nach Deutschland
Unterdessen wurden die letzten der im August an Bord der "Aquarius" nach Malta gekommenen Migranten nach Deutschland geflogen. Wie die maltesische Regierung mitteilte, wurden die Flüchtlinge in zwei Flügen nach Düsseldorf und München gebracht. Wie viele es genau waren, wurde zunächst nicht bekanntgegeben.
Malta dankte den Ländern Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und Portugal dafür dass sie sich an der Aufnahme der Flüchtlinge beteiligt hätten.
mak/rb (kna, dpae, sosmediterranee.de)