Flüchtlingsdrama: Wohl tatsächlich viele Tote
20. April 2016Bis zu 500 Menschen seien im Mittelmeer ertrunken, als am Montag ein Flüchtlingsboot kenterte. Das hätten gerettete Flüchtlinge berichtet, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Die Überlebenden seien inzwischen im griechischen Kalamata auf dem Peloponnes angekommen, erklärte die für Südeuropa zuständige Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks, Carlotta Sami. Es handele sich um 41 Migranten aus Somalia, Äthiopien und dem Sudan.
Völlig überladen
Die Flüchtlinge seien unweit der ostlibyschen Hafenstadt Tobruk mit einem fahruntüchtigen Boot zur Überfahrt nach Europa aufgebrochen, erklärte Sami. An Bord hätten sich 100 bis 200 Menschen befunden. Die überlebenden Migranten hätten dem UNHCR berichtet, was sich zwischen der Küste Libyens und Italien ereignet habe: Mitten auf dem Mittelmeer hätten Schmuggler die Passagiere aufgefordert, auf ein größeres Schiff umzusteigen. Dieses sei mit hunderten Menschen bereits völlig überladen gewesen. Die heftige Bewegung hätten den Frachter schließlich zum Kentern gebracht.
Einigen sei es gelungen, zu dem kleineren Boot zurückzuschwimmen, erklärte die UNHCR-Sprecherin weiter. Diese seien später von einem Handelsschiff gerettet und nach Griechenland gebracht worden. Ein UNHCR-Team befragte dort die Überlebenden.
Unklarheit über neue Tragödie
Medien hatten bereits am Montag von einer neuen Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit zahlreichen Toten und Vermissten berichtet. Rund 400 Migranten sollten demnach ertrunken sein. Die Berichte widersprachen sich allerdings teilweise und blieben im Vagen. Das UNHCR und die Internationale Organisation für Migration hatten den Vorfall zunächst nicht bestätigt.
Die jüngste Katastrophe ereignete sich exakt ein Jahr nach dem vorherigen großen Flüchtlingsunglück. In der Nacht auf den 19. April vergangenen Jahres waren bis zu 800 Menschen ertrunken, als ihr Boot auf dem Weg von Libyen nach Italien kenterte. Nur 28 Menschen konnten gerettet werden.
Gefährliche Flüchtlingsroute
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration starben von Anfang Januar bis zum 17. April über 700 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt von Libyen über das Mittelmeer. Knapp 179.000 Männer, Frauen und Kinder hätten die Küsten Europas erreicht, hieß es. Die meisten Flüchtlinge seien in Griechenland angekommen. Seit die Balkan-Route gesperrt ist, stieg die Zahl der Flüchtlinge, die über den Seeweg nach Europa gelangen, in den vergangenen Monaten wieder stark an.
nin/sti (dpa, afp, epd)