Finnische Bärenhunde sollen "Bruno" auf den Pelz rücken
12. Juni 2006Die aus Finnland angereisten Bärenfänger werden von einem österreichischen Betäubungsfachmann der Universität Wien und einem Bärenexperten der Universität Freiburg begleitet. Vor ihrem Einsatz muss das Team jedoch zunächst eine neue Spur von "JJ1" haben, wie der am meisten gesuchte Bär Europas offiziell genannt wird. Das jedoch könnte sich schwierig gestalten, denn schon seit Wochen spielt der aus Südtirol stammende Braunbär mit den Menschen Katz und Maus.
Schonfrist von zwei Wochen
Für die Zeit der Hundesuche wurde zunächst eine Frist von zwei Wochen veranschlagt, während der drohende Abschuss ausgesetzt wurde. Nach den Plänen der Naturstiftung WWF soll lediglich ein Narkosegewehr eingesetzt werden, um den Problembären lebendig fangen zu können. Zunächst soll er mit Hilfe der Hunde gestellt, in einer Bärenfalle aus den USA gefangen und anschließend in ein gesichertes Wildgehege gebracht werden. Eine behördliche Genehmigung für die Fangversuche liegt vor. Bayern und Tirol wollen sich die Kosten für den 25.000 Euro teuren Einsatz teilen. Die Vorgehensweise sollte mehrheitlich auf Zustimmung stoßen, denn obwohl "JJ1" in den letzten Wochen etwa zwei Dutzend Lämmer und einige Hasen gerissen hat, sprach sich eine Mehrheit von 69 Prozent der Deutschen gegen einen Abschuss aus.
Über den genauen Aufenthaltsort des Suchtrupps wollte sich ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums gestern nicht äußern. Man wolle gewährleisten, dass das Team die Suche in Ruhe aufnehmen könne. Unterdessen hat der Präsident des Landesjagdverbandes Bayern, Jürgen Vocke, alle Revierinhaber aufgefordert, das finnische Team zu unterstützen und keine juristischen Hürden aufzubauen. Denn eigentlich erlaube es das Jagdgesetz nicht, im Revier eines fremden Jägers ohne dessen Erlaubnis mit der Waffe einem Tier nachzustellen. "Das werden die finnischen Bärenspezialisten aber zwangsläufig tun müssen, wenn sie 'Brunos' Fährte schnell folgen wollen", sagte Vocke.
Auf Spurensuche
Spuren hinterließ der Braunbär, der schon etliche Schafe gerissen hat, zuletzt am Sonntag im Gebiet der Ganalm bei Terfens östlich von Innsbruck. Dort habe das Tier einen Hasenstall beschädigt. Außerdem "fehlten" zwei Schafe, wie die Nachrichtenagentur APA berichtet. Ob "Bruno" auch für diese Missetat verantwortlich ist, war zunächst nicht bekannt. Gesehen wurde der Braunbär zuletzt am Freitag im Bezirk Imst. Ein Augenzeuge berichtete, er habe aus etwa 1500 Metern Entfernung gesehen, wie er einem Wildhasen den Kopf abbiss.
Am Wochenende hatte sich Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel verwundert über die Aufregung gezeigt, die der Braunbär in Deutschland verursache: "In Österreich sehen wir die Frage entspannter", sagte Schüssel der "Bild am Sonntag". "Wir haben ein Bären-Ansiedlungsprogramm, mit dessen Hilfe ganze Bärenfamilien heimisch gemacht werden. Die richten auch ab und zu Schäden an, da wird auch mal ein Schaf gerissen. Aber das wird dann erstattet, und niemand regt sich auf." (cn)