Finanzmärkte reagieren erleichtert auf Zinswende
17. Dezember 2015Die Zinsanhebung in den USA hat für Erleichterung an den weltweiten Finanzmärkten gesorgt. Die Börsen in den USA und Asien standen deutlich im Plus. Auch an den wichtigsten europäischen Handelsplätzen legten die Indizes teils kräftig zu. Der Deutsche Aktienindex Dax kletterte im Vormittagshandel um rund drei Prozent.
Dagegen fiel der Euro gegenüber dem US-Dollar. US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen habe "die bestvorbereitete Zinserhöhung der Geschichte vollzogen", schrieb Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Mit der Aussicht auf eine positive US-Wirtschaft und mögliche, aber längst nicht sichere Zinsschritte 2016 können die Investoren gut leben." Die Börsen profitieren seit Jahren stark vom billigen Geld der Notenbanken.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwochabend erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins von der Nulllinie wegbewegt. Er steigt um 0,25 Prozentpunkte und liegt künftig innerhalb einer Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent. Volkswirte und die Finanzmärkte hatten die Anhebung erwartet. "Die Unsicherheit über den Zeitpunkt der Zinsanhebung ist weg", sagte ein Marktstrage in Tokio. Der Dow Jones Industrial in New York kletterte bis zum Handelsschluss um 1,28 Prozent, der Nikkei-225-Index in Tokio stieg um 1,59 Prozent. Auch an den chinesischen Börsen ging es merklich aufwärts. Der deutsche Aktienmarkt dürfte am Donnerstag ebenfalls mit kräftigen Gewinnen an seine jüngste Erholung anknüpfen. Der Broker IG taxierte den Dax zwei Stunden vor Handelsbeginn 1,18 Prozent höher. Dagegen ist der Kurs des Euro am Donnerstagmorgen deutlich unter Druck geraten. Im asiatischen Handel sackte der Wert der europäischen Gemeinschaftswährung bis auf 1,0832 Dollar ab, nachdem er am Mittwochabend kurz nach der Fed-Entscheidung noch bis auf 1,1011 Dollar geklettert war.
Kein steiler Zinsanstieg
Allerdings will US-Notenbank-Chefin Janet Yellen die Zügel nur sanft anziehen, um die konjunkturelle Erholung in den USA nicht abzuwürgen. Die Fed habe es nun zum großen Teil selbst in der Hand, die Konditionen für weitere Zinserhöhungen zu kreieren, prognostizierte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Sollte sie die Zinserwartungen zu stark schüren und damit eine zu schnelle Aufwertung des US-Dollars auslösen, die wiederum droht, den Preisauftrieb zu bremsen, kann sie selbst gegensteuern, in dem sie zum Beispiel eine Zinspause einlegt."
hb/ul (dpa/rtr)