Goldene Muschel für chinesisches Sozialdrama
25. September 2016Neun Tage lang wurden in der nordspanischen Küstenstadt mehr als 200 Filme gezeigt. Viele internationale Stars ließen sich in San Sebastián blicken, so auch der schottische Schauspieler und Regisseur Ewan McGregor, die US-Stars Sigourney Weaver und Ethan Hawke sowie "Snowden"-Regisseur Oliver Stone. Auch Hollywood-Star Richard Gere kam nach Spanien und lud am letzten Festivalabend zahlreiche Obdachlose ins Kino ein. Sehen durften sie seinen neuen Film "Time Out Of Mind". Darin spielt Richard Gere einen Mann, der auf den Straßen von New York lebt. Gedreht wurde der Film zum Teil mit einer versteckten Kamera. So wurde der "Pretty Woman"-Darsteller von den Passanten nicht erkannt. Eine beklemmende Erfahrung, erinnert sich Gere. "Es fühlte sich schlimm an, von den anderen als Mensch vollkommen ignoriert und marginalisiert zu werden", sagte er. "Mit meinem Film versuche ich, unsere Gesellschaft und die Medien für ein soziales Drama zu sensibilisieren, das viel zu häufig ignoriert wird."
Goldene Muschel für chinesisches Sozialdrama
Am Samstagabend endete die 64. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals mit der Verleihung der "Goldenen Muschel". 17 Filme schafften es in die Endrunde, darunter auch die beiden deutschen Koproduktionen "Nocturama", ein Thriller des französischen Regisseurs Bertrand Bonello, und das Drama "Jesús" von dem chilenischen Filmemacher Fernando Guzzoni. Es erzählt vom 18-jährigen Jesús, einem Tänzer einer koreanischen Popband, der zusammen mit seinen Freunden in einen Mord an einem Schwulen verwickelt wird. Im Rennen um die Muscheln gingen jene Filme leer aus. Allerdings gewann "Nocturama" den katholischen Signis-Filmpreis, der ebenfalls im Rahmen des spanischen Festivals vergeben wird. In dem Film nimmt Regisseur Bonello vorweg, was im November 2015 Realität wurde. Sein Film handelt von Jugendlichen, die in Paris mehrere Terroranschläge verüben.
Asien räumt ab in San Sebastián
Den Hauptpreis, die "Goldene Muschel", gewann stattdessen überraschend der chinesische Film "I am not Madame Bovary" des Regisseurs Feng Xiaogang. Die Sozialsatire dreht sich um eine Restaurantbesitzerin, die sich gegen die Bürokratie durchsetzen muss. Auch der Preis für die beste Hauptdarstellerin ging an "I Am Not Madame Bovary". Fan Bingbing überzeugte in ihrer Rolle als Gastronomin, die zehn Jahre lang für ihre Scheidung kämpft. Als bester Hauptdarsteller wurde Eduard Fenández ausgezeichnet, der im Polit-Thriller "El hombre de las mil caras" des spanischen Regisseurs Alberto Rodriguez mitspielt. Die "Silberne Muschel" für die beste Regie ging ebenfalls nach Asien: Der Südkoreaner Hong Sang-soo erhielt den Preis für sein zuweilen humorvolles Drama "Yourself and Yours". Jury-Präsident war in diesem Jahr der dänische Erfolgsregisseur Bille August ("Das Geisterhaus").
Das spanische Festival in San Sebastián zählt nach Cannes, Venedig und Berlin zu den wichtigsten Filmfestivals Europas.
rey/no (dpa/kna/epd/San Sebastian Film Festival)