Filme, Sternchen und Skandale
Das berühmteste Filmfest der Welt in Cannes hat wieder eingeladen - und alle sind gekommen. Die Großen des Kinos, die Schönen des Films, auch diejenigen, die Geschäfte machen wollen an der Côte d'Azur.
Politischer Protest
Der rote Teppich in Cannes kann auch zum Schaufenster des Protests werden. Die mexikanische Schauspielerin Salma Hayek machte mit ihrer Aktion auf ein aktuelles Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufmerksam. Sie protestierte mit dem Slogan "Bring back our Girls" gegen die Entführung von über 200 Mädchen durch eine radikalislamische Gruppe in Nigeria. Weitere Schauspieler schlossen sich dem an.
Show & Geschäft
Auch die Stars des Action-Reißers "Expendables 3" beteiligten sich an der Protestaktion gegen die Entführung in Nigeria. Zuvor waren Sylvester Stallone, Harrison Ford und die übrigen Darsteller auf Panzern in die Stadt gezogen, um für die große Hollywood-Produktion Werbung zu machen. Immer mehr Produktionsfirmen nutzen Cannes als Werbeplattform für Filme, die dort gar nicht zu sehen sind.
Filme aus aller Welt
Nicht selten rückt der Wettbewerb um die Goldene Palme durch den Rummel um die Stars und noch gar nicht fertiggestellte Filme in den Hintergrund. Das gilt vor allem für Beiträge aus fernen Weltregionen. Regisseur Damián Szifrón (Argentinien) stellte in Cannes seinen Film "Relatos salvajes" (Foto) vor. In der Thriller-Komödie nimmt er gesellschaftliche Missstände in seiner Heimat aufs Korn.
Schauplatz roter Teppich
Spektakulär fiel die Premiere von Bertrand Bonellos Film "Saint Laurent" aus. Die filmische Biographie des berühmten französischen Modedesigners Yves Saint-Laurent glänzte mit guten Darstellern. Hier präsentieren sich Lea Seydoux und der Darsteller des jungen Saint Laurent, Gaspard Ulliel, auf dem roten Teppich des Festivalpalais.
Held der Modewelt
Während Gaspard Ulliel den Modedesigner in jungen Jahren spielt, wird der ältere von Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch gezeichnete Saint-Laurent von dem österreichischen Schauspieler Helmut Berger verkörpert. Berger, vor vielen Jahren ein Star in den Filmen Luchino Viscontis, war nach Cannes gereist um den Film vorzustellen. In der kommenden Woche wird Helmut Berger 70 Jahre alt.
Schwergewicht Depardieu
Noch eine andere Legende des europäischen Films hatte in Cannes ihren großen Auftritt. Frankreichs Superstar Gérard Depardieu stellte an der Croisette "Welcome to New York" vor, in dem er den ehemaligen Direktor des internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn spielt. Auch dieser Film lief nicht offiziell im Programm. Strauss-Kahn kündigte schon an, gegen den Film juristisch vorzugehen.
Kuß-Skandal um Leila Hatami
Noch einen anderen Skandal hat es in den letzten Tagen beim Filmfestival gegeben. Die iranische Schauspielerin Leila Hatami ist in diesem Jahr Mitglied der Jury. Sie wurde von Festivalpräsident Gilles Jacob - wie in Frankreich üblich - zur Begrüßung auf die Wange geküsst. Iranische Medien protestierten dagegen heftig. Hatamis Auftritt entspreche nicht den religiösen Glaubensgrundsätzen, hieß es.
Ringen mit Stil
Im Wettbewerb um die Goldene Palme sorgte unterdessen der US-Beitrag "Foxcatcher" für eine positive Überraschung bei der internationalen Presse. Regisseur Bennett Miller erzählt in dem Film die auf authentischen Ereignissen beruhende Geschichte zweier Ringer in den USA der 1980er Jahre. Ein großer Schauspielerfilm und ein Blick tief in die amerikanische Gesellschaft - so das Urteil der Kritik.
Bescheidenes Hollywood
Während Hollywood in Cannes in diesem Jahr mit großen Werbeaktionen präsent ist, kommt es im offiziellen Programm kaum vor. Außer Bennett Millers Ringerdrama konkurriert nur der Film "The Homesman" im Wettbewerb um die Palmen. Schauspieler Tommy Lee Jones hatte sich diesmal selbst auf den Regiestuhl gesetzt und einen zwischen Witz und Drama pendelnden Western gedreht.
Erinnerung an den Ersten Weltkrieg
Deutsches Kino ist in Cannes 2014 kaum präsent. Es gibt ein paar Co-Produktionen mit deutscher Beteiligung, einen Dokumentarfilm von Wim Wenders und einen Episodenfilm, bei dem auch Deutschland beteiligt war. "The Bridges of Sarajevo" wurde von 13 Regisseuren zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg gedreht. Angela Schanelec steuerte die Episode "Princip, Texte" mit Melisa Kadrović (Foto) bei.
Krasse Gegensätze
Zwischen den Geschehnissen auf der Leinwand, ob sie nun an den Ersten Weltkrieg erinnern oder an aktuelle Bürgerkriege, und dem Schaulaufen der Stars auf dem roten Teppich tun sich mitunter große Gräben auf. Hunderte Fotografen umringen täglich die Stars. Hier präsentiert sich die französische Nachwuchshoffnung Adèle Exarchopoulos, die im vergangenen Jahr eine Goldene Palme gewann.
Schaulaufen bis zum Wochenende
Noch bis Samstagabend dürfen die zwei Regisseurinnen und ihre 16 männlichen Konkurrenten, die zum Wettbewerb um den begehrtesten Festivalpreis der Welt eingeladen wurde, hoffen. Dann entscheiden die neuseeländische Regisseurin Jane Campion und ihre Mitstreiter von der Jury, wer in diesem Jahr die Goldene und die Silbernen Palmen bekommt.