Film ab in Cannes - die 71. Filmfestspiele
Ein Wettbewerb mit weniger bekannten Namen, aber politischem Sprengstoff, der Streit mit Netflix und die enttäuschende deutsche Präsenz - das sind nur drei Themen beim wichtigsten Filmfestival der Welt. Ein Überblick.
Ein Iraner eröffnet Cannes
Dem persische Regisseur Asghar Farhadi wurde die Ehre zuteil, in diesem Jahr das Festival zu eröffnen. Der zweifache Oscar-Preisträger hat in seiner spanisch-italienisch-französischen Co-Produktion "Everybody Nows" zwei große Stars dabei. In dem Thriller spielen Penélope Cruz und Javier Bardem die Hauptrollen. Der Film bewirbt sich mit 20 weiteren Beiträgen um die Goldene Palme.
Engagiertes aus Hollywood
US-Regisseur Spike Lee ist im Wettbewerb mit seinem neuen Film "BlacKkKlansman" vertreten. Lee, der sich in seinem bisherigen Werk schon oft mit dem Thema Rassismus beschäftigt hat, blickt in "BlacKkKlansman" auf den Fall eines Police-Officers, der sich in den Ku Klux Klan einschmuggelt. Außer Spike Lee vertritt nur noch Regisseur David Robert Mitchell US-amerikanische Farben im Palmenrennen.
Starke französische Präsenz
Das französische Kino nutzt das Festival in Cannes naturgemäß als Heimspiel. Insgesamt fünf französische Filme laufen in diesem Jahr im Wettbewerb: Vom Essay-Film "The Image Book" des 87jährigen Altmeisters Jean-Luc Godard bis hin zur Liebesgeschichte "Sorry Angel" (unser Foto) von Regisseur Christophe Honoré präsentiert sich das Mutterland des Kinos so stark wie keine andere Nation im Wettbewerb.
Politisches im Wettbewerb
Cannes wartet in diesem Jahr mit einem Novum auf. Zwei Filme von Regisseuren, die in ihrer Heimat unter Hausarrest stehen, bewerben sich um die Goldene Palme. Der Iraner Jafer Panahi schickt seinen Film "Three Faces", der Russe Kirill Serebrennikow sein neuestes Werk "Leto" (unser Foto). Ob die Regisseure ihre Arbeiten in Cannes persönlich vorstellen können, gilt als wenig wahrscheinlich.
Kunstvolles aus aller Welt
Das, wofür Cannes in den vergangenen Jahren vor allem stand, kunstvolle Filme von großen Regisseuren zu zeigen, könnte in diesem Jahr ins Hintertreffen geraten. Trotzdem wartet die Filmwelt natürlich auf neue Werke von berühmten Regisseuren wie dem Türken Nuri Bilge Ceylan, der in "The Wild Pear Tree" das Schicksal einer jungen Schriftstellerin verfolgt, die in ihre ländliche Heimat zurückkehrt.
Cate Blanchett leitet Jury
Wer am Ende des Festivals am 19. Mai die Goldene Palme erhält, bestimmt unter anderem die australische Schauspielerin Cate Blanchett. Sie ist 2018 Präsidentin einer Jury, in der noch einige andere prominente Filmschaffende sitzen, etwa die Schauspielerinnen Léa Seydoux und Kristen Stewart aus Frankreich und den USA sowie die Regisseure Andrei Swjaginzew (Russland) und Denis Villeneuve (Kanada).
Cannes-Comeback von Lars von Trier
Eigentlich war nicht mehr damit zu rechnen, dass der Däne Lars von Trier noch einmal beim Festival auftauchen würde. 2011 hatte er für einen Eklat gesorgt, als er bei einer Pressekonferenz vermeintliche Sympathien für Adolf Hitler geäußert hatte. Das Festival schloss ihn daraufhin aus. Jetzt darf von Trier seinen neuen Film "The House That Jack Built" aber doch zeigen - außerhalb des Wettbewerbs.
Deutsche mit päpstlichem Segen
Deutsche Regisseure sucht man im Wettbewerb von Cannes einmal mehr vergeblich. Dafür laufen ein paar Filme in Nebenreihen und "außer Konkurrenz". So präsentiert Wim Wenders seine neue Dokumentation "Papst Franziskus - ein Mann seines Wortes" an der Croisette. Der Film entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Oberhaupt der Katholischen Kirche.
Ulrich Köhler in der Reihe "Un certain regard"
Immerhin schaffte der deutsche Regisseur Ulrich Köhler mit "In My Room" den Sprung in die renommierte Nebenreihe "Un certain regard". In dem Film beschäftigt sich Köhler, Lebenspartner der Regisseurin Maren Ade, mit der Midlife-Crisis eines Mannes, der eines Morgens aufwacht und feststellen muss, dass die Menschheit verschwunden ist.
Von Trottas Blick auf Ingmar Bergman
Und noch eine Deutsche ist vertreten: Margarethe von Trotta. Sie zeigt ihre Dokumentation "Ingmar Bergman", die sie mit Felix Möller in Szene gesetzt hat. Von Trotta hatte eine persönliche Beziehung zum schwedischen Regisseur. Das Festival hatte Bergman, der vor 100 Jahren geboren wurde, 1997 mit der "Palme der Palmen" ausgezeichnet, ein Sonderpreis für den "besten Regisseur aller Zeiten".
Neuer "Star Wars" feiert Weltpremiere
Die Amerikaner sind in diesem Jahr beim Festival nicht allzu präsent, es werden weniger Hollywood-Stars erwartet. Doch die Freunde des Popcorn-Kinos dürfen sich trotzdem freuen. In Cannes feiert das neueste Star-Wars-Opus "A Star Wars Story" Premiere. Es schildert die Erlebnisse von Han Solo, die Handlung ist in der Star-Wars-Chronologie vor dem allerersten Star-Wars-Film von 1977 angesiedelt.
Streit mit Netflix
Ein Aufreger im Vorfeld des Festivals war der Streit mit dem Streaming-Anbieter "Netflix". Dabei geht es um die Frage, wie Filme nach dem Festivaleinsatz präsentiert werden. Cannes verlangt einen Kinoeinsatz in Frankreich, Netflix beharrt bei Eigenproduktionen auf die exklusive Präsentation für die Abonnenten. Der Streit wurde nicht geschlichtet, Netflix ist beim Festival nicht dabei.
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