FIFA-Council blockiert Infantinos Ideen
10. Juni 2018Gianni Infantino machte gute Miene zum bösen Spiel: Vier Tage vor dem Anpfiff der Fußball-WM hat das Council des Weltverbands die Reform-Ideen des FIFA-Präsidenten auf Eis gelegt. Die Aufstockung der WM 2022 in Katar auf 48 Teilnehmer ist genauso wie der milliardenschwere Verkauf von Klub-WM und Weltliga zumindest für den Moment vom Tisch. Aufgeben wird Infantino aber nicht: "Jede Idee, die neu oder visionär ist, hat am Anfang Gegner", sagte der etwas bemüht lächelnde Infantino im Anschluss an die Council-Sitzung am Sonntag in Moskau, an der auch DFB-Präsident Reinhard Grindel teilnahm. Der Weltverband habe jetzt Zeit, um die Reformen der Wettbewerbe "zu diskutieren".
Geht es nach dem Schweizer, soll die bislang wenig beachtete Klub-WM aufgestockt werden und den Confed Cup ersetzen. Zudem forciert Infantino den Start einer globalen Version der Nations League, die im September in Europa startet. Ein mysteriöses Konsortium hatte dem 48-Jährigen für beide Wettbewerbe 25 Milliarden (!) US-Dollar geboten, über den Alleingang des FIFA-Präsidenten war im Anschluss ein Streit entbrannt.
Mehr Teilnehmer, mehr Geld
Infantino, der im kommenden Jahr seine Wiederwahl anstrebt, soll auch hinter der Idee stecken, bereits die WM in Katar mit 48 Mannschaften statt nur mit 32 Teams zu spielen. Mehr Teilnehmer bedeuten für den Weltverband mehr Geld, das wiederum an die nationalen Verbände weitergeleitet werden könnte, die sich dafür mit ihren Stimmen revanchieren könnten. Der am Mittwoch stattfindende FIFA-Kongress sollte eigentlich über die Durchführung einer Machbarkeitsstudie abstimmen - offiziell eingereicht von den zehn südamerikanischen Verbänden.
"Wenn eine Anfrage an den Kongress gerichtet wird, müssen wir uns damit befassen", sagte Infantino. Doch das Council stellte sich erneut quer. Zunächst solle nun mit Katar darüber gesprochen werden, ob die Möglichkeit einer Aufstockung bestehe, sagte der FIFA-Präsident. Grindel hatte bereits im Vorfeld auf mögliche rechtliche Hindernisse hingewiesen. Beworben hatte sich Katar schließlich um eine WM mit 32 Teilnehmern. Zudem ist fraglich, ob das Emirat die logistische Herausforderung mit 48 Mannschaften überhaupt stemmen könnte. Eine gemeinsame Ausrichtung mit Nachbarländern erscheint derzeit wegen der politischen Krise am Persischen Golf unwahrscheinlich.
Wer richtet die WM 2026 aus?
Die Aufstockung für das Turnier 2026 ist allerdings bereits beschlossene Sache. Um die Ausrichtung der ersten "Mega-WM" beworben haben sich Marokko sowie in einer gemeinsamen Kampagne die USA, Kanada und Mexiko. Das Council ließ beide Kandidaten zur Abstimmung am Mittwoch zu. "Jetzt hängt es vom Kongress ab", sagte Infantino: "Ich bin glücklich, dass es einen transparenten Bewerbungsprozess gab. Wir haben alles vorbereitet, damit eine Entscheidung fallen kann."
Zuvor hatte bereits die von der FIFA entsandte Expertenkommission beiden Bewerbungen grünes Licht gegeben, die nordamerikanische Kampagne bekam jedoch mit 4,0 von 5 möglichen Punkten die deutlich bessere Bewertung (Marokko: 2,7). Aufgrund der weltpolitisch angespannten Situation und den Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der Gegnern der US-geführten Bewerbung mit politischen Konsequenzen drohte, wird dennoch ein offenes Rennen erwartet.
Stimmberechtigt sind derzeit 207 FIFA-Nationen. Zum Wahlsieg reicht die einfache Mehrheit, also über 50 Prozent der abgegebenen und gültigen Stimmen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird erst unmittelbar vor dem Kongress bekannt geben, wer die Stimme des Weltmeisters bekommt.
Sollte es im ersten Wahlgang keine Mehrheit geben, die Option "Keiner von beiden" aber gleich viele Stimmen oder mehr als die zwei Kandidaten zusammen vorweisen, gelten beide Bewerbungen als abgelehnt. Sollten die beiden Kandidaten im ersten Wahlgang zusammen mehr Stimmen erzielen als die Neuvergabe, fällt diese Option im zweiten Wahlgang weg. Das Wahlverhalten wird im Anschluss öffentlich gemacht.
sw/asz (sid)