Feiern am 25. Jahrestag des Mauerfalls
8. November 2014Die Installation war am Freitagabend eröffnet worden. Nun sind Führungen und Gespräche mit Zeitzeugen geplant. Zu einem Symposium über den Kalten Krieg wird auch der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow erwartet.
Die Mauer - Symbol für die Spaltung der Welt
Er hob in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild" die Bedeutung des Mauerfalls für die Beendigung des Kalten Krieges hervor. Das sei ein Feiertag gewesen nicht nur für die Deutschen, "sondern für alle Völker Europas und anderer Kontinente", erklärte Gorbatschow. Denn die Mauer habe nicht einfach nur die Stadt geteilt, Menschen voneinander getrennt, Familien auseinandergerissen. "Sie stand für die Spaltung Europas und der Welt in zwei Teile, die einander mit der Apokalypse eines Atomkriegs bedrohten", so Gorbatschow.
Das Niederreißen der Mauer habe deshalb nicht nur den Weg zur deutschen Einheit geebnet, es sei damit auch eine friedliche Beendigung des Kalten Krieges möglich geworden. Die Deutschen hätten hier einen großen Beitrag geleistet, betonte Gorbatschow.
Genscher: Ungenutzte Chancen
Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Osteuropa und der Krise im Verhältnis zu Russland zeigte sich der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher besorgt. Er glaube nicht, "dass aus den Chancen, die das Jahr 1989 geboten hat, das gemacht wurde, was gemacht werden konnte", sagte Genscher in einem Interview der Deutschen Welle. Deshalb brauche das Bemühen, "das gemeinsame europäische Haus zu schaffen, wie Gorbatschow sagt, neue Energie".
Genscher, der in den sogenannten Zwei-plus-Vier-Gesprächen die Verhandlungen für die Bundesrepublik führte, sprach sich für eine Wiederbelebung des NATO-Russland-Rats aus. "Wir brauchen einen Neuanfang."
Obama: Es siegt der Wunsch nach Freiheit
US-Präsident Barack Obama äußerte sich ebenfalls verhalten. Die Spaltung Europas sei auch ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Berliner Mauer noch immer nicht ganz überwunden. "Russlands Vorgehen gegen die Ukraine erinnert uns daran, dass wir mehr arbeiten müssen, um unsere gemeinsame Vision eines ungeteilten, freien und in Frieden lebenden Europas voll zu realisieren", erklärte Obama.
Die Lektion des 9. November 1989 sei dennoch, dass "Mauern und unterdrückerische Regime für einige Zeit andauern mögen, am Ende aber nicht dem Wunsch nach Freiheit und Würde standhalten könnten, der in jedem menschlichen Herzen brennt."
Unvergessliche Szenen
Obama erklärte, dass er im Namen seiner Landsleute mit den Deutschen den 25. Jahrestag des Mauerfalls begehe. "Wie viele Amerikaner werde ich niemals die Szenen vergessen, wie Ostberliner mutig auf die Straßen gingen, an den Wachen vorbeiströmten und die Mauer niederrissen, die sie so lange von Familie und Freunden und der freien Welt getrennt hatte", erklärte der Präsident. "Ihr Triumph war eine Würdigung all derer, die über die Jahrzehnte ihr Leben gelassen haben bei dem Versuch, in die Freiheit zu fliehen."
Heute spiele das vereinte Deutschland eine "Führungsrolle" in Europa und in der Welt, fügte Obama anerkennend hinzu. Die Vereinigten Staaten seien "stolz, unsere deutschen Freunde zu unseren stärksten Verbündeten zu zählen."
Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls werden an diesem Wochenende Hunderttausende Besucher in Berlin erwartet. In zahlreichen Veranstaltungen wird an den 9. November 1989 erinnert. Der Bundestag hatte dies am Freitag mit einer Gedenkstunde getan. Zu deren Auftakt betonte Bundestagspräsident Norbert Lammert, für ihn sei der 9. November "der prominenteste Tag der deutschen Geschichte". Mit dem Datum sei neben der Erinnerung an die friedliche Revolution auch das Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 verbunden.
haz/jj/se (DW, dpa, kna, afp)