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Federers Souveränität mit Luft nach oben

7. Mai 2019

Roger Federer hat bei seinem ersten Match auf Sand seit 2016 keine großen Mühen gegen Richard Gasquet. Teilweise liegt das an einer ansehnlichen Vorstellung des Schweizers, zu einem großen Teil aber auch am Gegner.

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ATP 1000 - Madrid Open: Roger Federer gewinnt gegen France Richard Gasquet
Bild: Reuters/S. Perez

Kurz nach 20 Uhr gab es die ersten stehenden Ovationen vom Publikum auf dem Caja Magica, zu deutsch "Zauberkiste", genannten Court des ATP-Masters von Madrid, als Roger Federer und Richard Gasquet einliefen. Das lag natürlich daran, dass mit Federer der erfolgreichste Tennis-Profi der Geschichte exakt 1.090 Tage nach seinem letzten Sand-Auftritt beim ATP-Turnier von Rom 2016 zum Comeback auf diesem Belag antrat. 

Welch Strahlkraft diese Ende 2018 angekündigte Sand-Rückkehr des Schweizers hat wurde deutlich, als Federer und Gasquet sich vor den Augen von Brasiliens Fußball-Idol Ronaldo und Spaniens Nationalspieler Alvaro Morata warm machten - Sportprominenz die man in einem Zweitrunden-Match des Sandplatz-Masters in der spanischen Hauptstadt nicht zwingend erwarten kann. Es sei denn, es schlägt der spanische "Matador" Rafael Nadal auf - oder eben Roger Federer. 

Mühelos im ersten Satz 

Und so gab es natürlich auch beim ersten Aufschlag des Schweizer Tennis-Idols um exakt 20:09 Uhr unter dem Abendhimmel von Madrid stehende Ovationen. Dieser erste Aufschlag Federers auf Sand seit knapp drei Jahren ging zwar ins Aus, doch der zweite saß - Ass, Punkt Federer, 15:0. Und es lief weiter wie am Schnürchen für Federer: Erstes Aufschlagspiel Gasquet, erste Breakchance Federer, genutzt, 2:0-Führung. Schon nach wenigen Minuten Spielzeit dürften nicht nur Ronaldo und Alvarao Morata den Eindruck gewonnen haben, dass das Federer-Comeback eine deutlich Angelegenheit werden könnte. 

Und dieser Eindruck verfestigte sich gegen einen angeschlagenen Richard Gasquet schnell und nachhaltig. Bei Federers Aufschlagspiel zur 3:0-Führung gab der Franzose einige zwar gute, aber auch nicht überragende Bälle des Schweizers schlicht auf und ging nicht hinterher. Folgerichtig hieß es nach gerade einmal 24 Minuten 6:2 für Federer gegen einen chancenlosen Gegner. 

Gasquet nicht konkurrenzfähig 

Damit war im Vorfeld zu rechnen, denn Gasquet hatte sich schon in der Runde zuvor gegen Alejandro Davidovich Fokina beim 7:5, 7:6 durchs Spiel gequält und sich anschließend über seinen Erfolg selbst ziemlich gewundert. "Ich hätte nie geglaubt, dass ich gewinnen würde, es ist ein kleines Wunder. Der Arm, der Rücken alles tat weh", so der Franzose, der im Match gegen Federer früh erkannt haben muss, dass eine solche Qual gegen den Schweizer nicht zu wiederholen sei und wenn doch, sich diese sicher nicht lohnen würde.  

Das Match bestätigte dies. Die Ballwechsel zwischen Federer und Gasquet, beide ausgemachte Rasenspieler, erinnerten zwar mit mitunter kurzweiligen und dank Rückhand-Duellen und Serve&Volley-Tennis wie auf Rasen ein wenig an ein Match in Wimbledon, doch zu keinem Zeitpunkt war Gasquet auch nur in der Nähe einer Chance auf ein Break. Nur ein einziges Mal konnte der Franzose bei Aufschlag Federer einen Einstand erzwingen. 

Noch keine echte Standortbestimmung 

Italien | Roger Federer |Tennis ATP-Masters 2016 in Rom
12. Mai 2016: Federer bestreitet bei seiner Niederlage gegen Dominik Thiem sein vorerst letztes Spiel auf SandBild: Getty Images/D. Grombkowski

Zwar ging auch Federer gegen Ende des Matches dem einen oder anderen Ball nicht mehr mit hundertprozentiger Konsequenz hinterher, konnte sich das im Gegensatz zu seinem unterlegenen Gegner aber locker erlauben. Und ab und an blitzte dann beim "Maestro" auch ein wenig klassische Sandtennisschule auf, als er Gasquet wiederholt mit sehenswerten Stoppbällen überraschen konnte. Die Konsequenz nach 52 gespielten Minuten: 6:2, 6:3 Federer - Spiel, Satz, Sieg. Doch das Match gegen einen Gegner, der nicht auf Leistungshöhe agieren konnte, war letztlich eine echte Standortbestimmung für den Schweizer.

"Ich bin froh, dass ich mich im letzten Dezember für die Rückkehr auf Sand entschieden habe. Ich fühle mich gut, mental und körperlich, und habe Lust, gutes Tennis zu spielen", hatte Federer vor seinem Sand-Comeback gesagt. Die kommenden Tage und Wochen in Madrid und bei den French Open in Paris (27. Mai bis 09 Juni), wo Federer mit seinem zweiten Titel nach 2009 auf den ganz großen Wurf zum Karriere-Ende spekulieren dürfte, werden zeigen, wie "richtig" die Entscheidung für die Rückkehr auf Sand ist.

"Ich bin froh, zurück zu sein. Ich habe den Sand vermisst, das ist eine tolle Rückkehr, es ist eine besondere Nacht für mich", sagte der strahlende Sieger nach seinem erfolgreichen Sand-Comeback. Ein Anfang ist gemacht und es wird sicher die eine oder andere besondere Nacht folgen. Wie viele es sein werden und ob der Abend des French-Open-Finals am 9. Juni dazugehören wird, ist eine der spannendsten Fragen des Tennis-Sommers 2019.

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion