FC Bayern stürmt ins Pokalfinale
17. April 2018Sollte noch jemand fragen, warum im deutschen Fußball zwischen dem "Jetzt-schon-Meister" Bayern München und dem Rest eine solche Lücke klafft, ihm sei dieses DFB-Pokal-Halbfinale empfohlen. Es bietet in dieser Hinsicht perfektes Anschauungsmaterial, denn die Bayern gewinnen mit 6:2 (2:1) auch in der Höhe verdient in Leverkusen. Die Münchner stehen damit zum 22. Mal im Pokalfinale in Berlin. Und warum?
1. Kalte Präzision
Die Partie war noch keine zehn Minuten alt, da führten die Gäste aus München schon mit 2:0. Was war passiert? Eigentlich hatte Leverkusens Coach Heiko Herrlich eine junge, hungrige Elf auf den Rasen geschickt, die noch dazu mit der Unterstützung der eigenen Fans im Rücken agieren konnte. Doch die Bayern nutzen von der ersten Sekunde an jede kleine Schwäche der Gastgeber aus: Javi Martinez wird bei seinem Flachschuss zum 1:0 von der Strafraumgrenze nicht konsequent attackiert, Robert Lewandowski fälscht lediglich noch leicht ab (2. Minute), kurz darauf steht er beim 2:0 völlig frei (9.). Es sind keine spektakulären Tore, aber Treffer die mit kalter Präzision erzielt werden.
Die zeigen die Bayern auch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Da stürmt Leverkusen und drängt auf den 2:2-Ausgleich. Doch während Karim Bellarabi mit einer Riesenchance an Bayern-Keeper Sven Ulreich scheitert, erzielt Thomas Müller nach einem sauberen Spielzug routiniert das 3:1.
2. Individuelle Klasse
Egal ob Franck Ribery, Arjen Robben oder Ulreich - die Bayern scheinen in den entscheidenden Wochen der Saison topfit zu sein. Ein Verdienst, das sich Jupp Heynckes auf die Fahnen schreiben kann. Denn nur so entfaltet sich die individuelle Klasse des Bayern-Kaders. Dagegen ist das aufstrebende Talent aus Leverkusen (noch) unterlegen. Bestes Beispiel dieses Pokalabends: Dreifachtorschütze Thomas Müller. Bei seinem ersten Treffer sprintete er in den freien Raum, beim zweiten staubte er ab, beim dritten vollendete er nach gekonnter Pirouette. Die Bayer-Abwehr bekam ihn nicht in den Griff.
3. Sven Ulreich
Und manchmal wackeln die Bayern dann doch, auch mit der Weltmeister-Defensive von Mats Hummels und Jerome Boateng. Leverkusen erzwang das mit enormem Tempo sogar häufiger. Doch dann steht immer noch ein hervorragender Torwart zwischen den Pfosten. In diesem Halbfinale bot der Keeper seine bisher beste Saisonleistung.
Beim 1:2-Anschlusstreffer durch Lars Bender (16.) war er machtlos, ebenso beim Freistoß von Leon Bailey (72.). Danach, in der intensivsten Phase dieses Duells, parierte er gleich mehrfach stark und hielt seinem Team den Vorsprung fest. Anerkennung dafür gab es nach der Partie auch von Kapitän Müller: "Er ist da und macht Dinge, die nicht im normalen Torwart-ABC stehen, da kann man auch mal Danke sagen."