Pflichtsieg zum Jubiläum
8. März 2020Soll erfüllt, Vorsprung ausgebaut – so nüchtern lässt sich die Partie des FC Bayern München gegen den FC Augsburg beschreiben. Und genauso nüchtern hatte die Vorgabe von Trainer Hansi Flick gelautet: Auf vier Punkte - also auf mehr als einen Sieg - sollte der deutsche Meister der Konkurrenz enteilen. Kein Ausrutscher mehr auf dem Weg zur achten Meisterschaft in Folge. Am Ende wurde es ein mühsamer 2:0 (0:0)-Arbeitssieg. "Es war klar, dass solche Spiele kommen, wir haben viel in den Beinen. Unterm Strich bleiben die drei Punkte, das wollten wir", bilanzierte Flick.
Die Tore erzielten Thomas Müller in der 53. Minute nach wunderbar gefühlvoller Vorarbeit von Jérôme Boateng und Leon Goretzka in der Schlussminute. Spielglück kam auch noch dazu, denn der bayerische Rivale Augsburg wehrte sich standhaft. Das Fehlen des verletzten Torjägers Robert Lewandowski machte sich erneut bemerkbar. Und trotzdem holt sich der FC Bayern Sieg um Sieg. Nun schon den 14. in den letzten 15 Spielen.
Pflichtsieg statt Gala
Anlässlich des 120-jährigen Vereinsbestehens präsentierten die Fans eine beeindruckende Choreographie und die Spieler liefen in Retro-Sondertrikots auf, die an die Anfänge des Vereins erinnern sollten.
Zudem rief der Verein zu Vielfalt und Tolerenz und gegen jede Form von Rassismus und Hetze auf – eine Woche nach dem Spiel gegen Hoffenheim, das wegen der Schmähungen gegen Dietmar Hopp fast abgebrochen worden war. Fanproteste auf den Rängen gab es auch gegen Augsburg, sie hielten sich aber im Rahmen.
Auf dem Platz fehlte dem FC Bayern ein wenig die vor allem in der Champions League (sieben Spiele, sieben Siege) gezeigte Dominanz und Souveränität. "Wir haben die hundertprozentige Killermentalität, diese Kaltschnäuzigkeit, die uns in den letzten Wochen auszeichnet, vermissen lassen", erklärte Torschütze Müller beim Fernsehsender Sky.
Und so gab es nach dem Schlusspfiff nur ein kurzes Lächeln von Trainer Hansi Flick, der seit November letzten Jahres den Chefposten von Niko Kovac übernommen hat, nachdem er seit Juli als dessen Co-Trainer fungiert hatte.
Weltmeister ist Flick schon
Gegen Augsburg fuhr der ehemalige Co-Trainer von Bundestrainer Joachim Löw, mit dem er 2014 Weltmeister wurde, damit seinen 18. Sieg im 21. Pflichtspiel ein. Eine Bilanz, die sich sehen lässt und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bereits zu außergewöhnlichen Methoden hat greifen lassen: Nach dem 3:0-Erfolg beim FC Chelsea hatte er Flick einen Stift geschenkt, mit dem man beim FC Bayern durchaus "Papiere" unterschreiben könne. Man will die Vertragsverlängerung über den Sommer hinaus, bisher gab es aber noch keine Unterschrift. Auch Vereine aus der Premier League beobachten aufmerksam die Erfolgsgeschichte Flicks.
Der macht anscheinend vieles richtig. Er setzt weitestgehend auf sein Stammpersonal und stärkt seine Spieler, statt sie rauszurotieren oder das System zu ändern. Müller blüht auf, auch Boateng, der vor der Saison schon abgeschrieben war, bekommt seine Chancen. Junge Spieler wie der 19-jährige Alphonso Davies oder der 18-Jährige Joshua Zirkzee sind gut integriert. Lob gibt es zudem sowohl von Spielern als auch von der Chefetage für seine Art der Kommunikation, die sich auch auf den guten Zusammenhalt in der Mannschaft auswirkt.
Und so ist der FC Bayern ist in allen drei Wettbewerben (Champions League, DFB-Pokal, Meisterschaft) gut im Rennen und will vor allem in der Königsklasse das bittere Achtelfinal-Aus der letzten Saison vergessen machen. Der Vertrag des 55-Jährigen Flick läuft bis Ende Juni dieses Jahres. Bis dahin gibt es noch viele wichtige Spiele – und solche, die man einfach gewinnen muss - so wie gegen Augsburg. Die kommenden Wochen mit den K.o.-Spielen sind entscheidend. Wenn der FC Bayern dann wieder die "Killermentalität" findet, greift Flick bestimmt auch bald zu Rummenigges Präsent.