FC Bayern gewinnt auch auf Schalke
21. November 2015Acht Tage nach den Terroranschlägen in Paris, vier Tage nach der Absage des Länderspiels Deutschland gegen Niederlande wegen einer Terrorwarnung versuchten die Bundesliga-Vereine, wieder halbwegs zur Normalität zurückzukehren. Die Sicherheitskontrollen an den Stadioneingängen waren verschärft worden, das Spiel in Stuttgart wurde deshalb mit einer Viertelstunde Verspätung angepfiffen. Vor den Partien gedachten Spieler und Zuschauer mit einer Schweigeminute der Opfer, die Mannschaften trugen Trauerflor oder Trikolore auf den Trikots.
"Es war wichtig, dass wir uns wieder ein bisschen freispielen konnten. Auch für die Fans", sagte Weltmeister Thomas Müller, der sich beim 3:1 (1:1) des FC Bayern beim FC Schalke 04 in die Torschützenliste eintrug. Das Topspiel in Gelsenkirchen verlief wie fast jede Partie der Münchener in dieser Saison: Das Team von Trainer Pep Guardiola hatte etwa 70 Prozent Ballbesitz, der Gegner verteidigte mit Mann und Maus und lauerte auf Konter. Bereits nach neun Minuten lag der Favorit vorn. Ein Schuss von Alaba wurde abgefälscht und segelte über Schalke-Torwart Ralf Fährmann hinweg ins lange Eck. Doch die Königsblauen kamen wie aus dem Nichts zurück, nutzten gleich die erste Konterchance zum 1:1 (17. Minute). Bei Max Meyers Aufsetzer aus 17 Metern sah Bayern-Torwart Manuel Neuer nicht gut aus. "Ich wollte den Ball um den Pfosten lenken, das ist schiefgegangen", räumte der Nationalkeeper ein.
Geduldsprobe
Anschließend wurde das Spiel für die Münchener zu einer Geduldsprobe. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor der Schalker, die in der Verteidigung jedoch lange sicher standen - bis zur 69. Minute. Als Arjen Robben von rechts flankte, kam Javi Martinez völlig frei zum Kopfball und ließ sich diese Chance nicht nehmen. Robert Lewandowski traf anschließend noch den Pfosten, ehe Müller in der Nachspielzeit (90.+2) den 3:1-Endstand perfekt machte. Die Bayern bauten damit ihre Führung in der Tabelle auf acht Punkte aus.
Schürrle als Top-Vorbereiter
Der Tabellendritte VfL Wolfsburg fertigte im Nordderby Werder Bremen mit 6:0 (2:0) ab. Das erste Tor erzielte ein Bremer. Verteidiger Alejandro Galvez grätschte eine Flanke des Wolfsburgers Christian Träsch ins eigene Tor (11.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff war Max Kruse für die überlegenen Hausherren zur Stelle, als er eine Flanke von Vieirinha per Kopf zum 2:0 (44.) verlängerte.
Das 3:0 (56.) steuerte Vieirinha selbst frei. Der frei stehende Portugiese nahm eine Flanke von Marcel Schäfer volley an und ließ Werder-Torwart Felix Wiedwald keine Chance. Die letzten drei Treffer der "Wölfe" bereitete allesamt der eingewechselte Weltmeister André Schürrle glänzend vor. Josuha Guilavogui (67.), Bas Dost (78.) und Kruse (87.) brauchten jeweils nur noch einzuschieben. Werder Bremen war völlig von der Rolle. "Wenn man 6:0 gewinnt, ist alles gut", bilanzierte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking.
Besseres Ende für die Borussia
Deutlich umkämpfter war das Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Hannover 96, das die "Fohlen" am Ende mit etwas Glück mit 2:1 (1:0) für sich entschieden. Die Borussia machte von Beginn an Dampf und ging durch einen Linksschuss von Ibrahima Traoré nach einem feinen Zuspiel von Mahmoud Dahoud in Führung (34.). Die zweite Hälfte verlief mit umgekehrten Vorzeichen. Der Außenseiter aus Niedersachsen machte nun das Spiel und wurde völlig verdient mit dem Ausgleich belohnt: Nach einer Ecke nutzte Artur Sobiech die Verwirrung der Gladbacher Abwehr und stocherte den Ball über die Linie (65.). Auch danach hatten die Hannoveraner noch gute Chancen, doch den Siegtreffer machte die Borussia. Raffael erzielte in der Schlussphase mit einem Rechtsschuss aus sechs Metern das schmeichelhafte 2:1 (84.) für Mönchengladbach, das sich auf den vierten Tabellenrang verbesserte.
Chicharito mit Doppelpack
Bayer 04 Leverkusen ist die Länderspielpause gut bekommen. Zwei Wochen nach der Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln gewann die Werkself bei Eintracht Frankfurt nach einer überzeugenden Leistung mit 3:1 (2:1). Chicharito brachte die Leverkusener mit einem Doppelpack mit 2:0 nach vorn. Zunächst musste er nach einem Fehler der Frankfurter Abwehr inklusive des Torwarts Lukas Hradecky den Ball nur noch ins leere Tor zu schieben (23.). Dann vollstreckte er mit einem Linksschuss zum 2:0 (39.), allerdings stand der Mexikaner beim Pass von Hakan Calhanoglu knapp im Abseits.
Nach dem Anschlusstreffer von Slobodan Medojevic, der einen Freistoß von Marc Stendera (45.) einnickte, hofften die Frankfurter Fans noch auf die Wende. Doch auch in der zweiten Hälfte war Bayer 04 das eindeutig bessere Team. Calhanoglu sorgte mit einem 18-Meter-Schuss, der noch abgefälscht wurde, für den Endstand.
Müder Kick
Wenig los war beim Duell der beiden "Karnevalsvereine" 1. FC Köln und FSV Mainz 05, das folgerichtig 0:0 endete. Zum dritten Mal in Serie blieben die Kölner damit bei Heimspielen ohne Torerfolg. Chancen blieben in dem müden Spiel auf beiden Seiten Mangelware. Die beste hatte FC-Stürmer Anthony Modeste, der aus spitzem Winkel nur den rechten Außenpfosten traf (48.) und damit weiter auf seinen siebten Saisontreffer wartet.
Zur Halbzeit leerte sich das Stadion
Der VfB Stuttgart kam im Kellerduell gegen den FC Augsburg böse unter die Räder und verlor mit 0:4 (0:3). In der ersten Halbzeit spielte das Team von Trainer Alexander Zorniger wie ein Absteiger. Alexander Esswein (11.) brachte die als Schlusslicht angereisten Augsburger nach schönem Zuspiel von Raul Bobadilla auf die Siegerstraße. Auch das 2:0 (17.) für Augsburg wurde Esswein zugeschrieben, obwohl sein Schuss aus 20 Metern gleich doppelt abgefälscht wurde.
Jan-Ingwer Callsen-Bracker per Kopfball nach einer Ecke (36.) sorgte für eine komfortable Pausenführung der Gäste und ein gellendes Pfeifkonzert der VfB-Fans. Viele von ihnen verließen bereits nach 45 Minuten das Stadion und dürften es kaum bereut haben. Ja-Cheol Koo besorgte mit einem Linksschuss aus zehn Metern den vierten Treffer der Augsburger (54.). "Es muss irgendetwas gegeben haben, was ich übersehen habe", räumte VfB-Trainer Zorniger ein. "Deshalb ziehe ich mir definitiv den Hauptschuh an." Mit inzwischen 31 Gegentoren bleiben die Stuttgarter die "Schießbude" der Liga. Der FCA gibt die Rote Laterne des Tabellenletzten zumindest bis Sonntag an 1899 Hoffenheim ab.
Topspiel: Schalke gegen Bayern
Am Freitag war der Tabellenzweite Borussia Dortmund gestolpert: Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel verlor beim Hamburger SV mit 1:3 (0:2). Tuchel war bedient: "Der Unterschied zwischen unserem Anspruch und der Realität war dramatisch. Dafür sind wir verdient bestraft worden." Am Sonntag empfängt Hertha BSC den Tabellenletzten 1899 Hoffenheim. Das Duell der Aufsteiger FC Ingolstadt und SV Darmstadt 98 beendet den 13. Spieltag.
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