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Tausende minderjährige Flüchtlinge verschwunden

11. April 2016

Können in einem Land wie Deutschland tausende Menschen einfach verschwinden, noch dazu Minderjährige? Ja, sagt die Bundesregierung. Aber Fragen bleiben.

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Symbolbild minderjährige Flüchtlinge (Foto: Colourbox)
Bild: Colourbox/O. Mikhaylov

5835 minderjährige Flüchtlinge sind nach Angaben der Bundesregierung im Jahr 2015 in Deutschland verschwunden. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage aus dem Bundestag hervor, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe nach eigenen Angaben vorliegt.

Von ursprünglich 8006 als vermisst gemeldeten minderjährigen Flüchtlingen seien bisher 2171 wieder aufgetaucht, zitieren die Zeitungen aus der Antwort des Ministeriums. Die verschwundenen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kamen demnach überwiegend aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, Marokko und Algerien. Unter den Vermissten seien 555 Kinder, hieß es weiter.

Gründe für das Verschwinden konnte das Bundesinnenministerium den Zeitungen zufolge nicht nennen. Wer die Kinder und Jugendlichen jeweils als vermisst gemeldet hat, wird nicht erläutert. Noch Anfang Februar hatte das Bundesfamilienministerium mitgeteilt, es gebe keine belastbaren Hinweise, dass in Deutschland Tausende alleinreisende Flüchtlingskinder verschwunden sein könnten. In diesem Zusammenhang wurde auf "Vielfachzählungen" oder andere Registrierungsfehler verwiesen.

Aufruf zur Suche nach eimem vermissten Vier-Jährigen in Berlin (Foto: dpa)
Aufruf zur Suche nach eimem vermissten Vier-Jährigen in BerlinBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Kritik von den Grünen

Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg sagte den Funke-Zeitungen, es sei "traurig", dass 5835 verschwundene Kinder und Jugendliche die Bundesregierung nicht in Alarmbereitschaft versetzten. Es bereite ihr Sorgen, dass die Regierung "die Gefahren durch Zwangsprostitution und Ausbeutung nicht ernsthaft in Betracht zieht", erklärte die Grünen-Abgeordnete.

Ende März hatten mehrere Europa-Abgeordnete in einem Brief darauf hingewiesen, dass verschollene minderjährige Flüchtlinge womöglich Opfer von paneuropäischen Banden würden, die sie für Sexarbeit, Sklaverei oder Organhandel missbrauchten.

wl/SC (dpa, afp, kna, rtr)