Familiennachzug um 50 Prozent gestiegen
19. Januar 2017Der Nachzug von Ehepartnern und anderen Familienangehörigen nach Deutschland ist im vergangenen Jahr Medienberichten zufolge um etwa 50 Prozent gestiegen. 2016 seien weltweit annähernd 105.000 Visa zum Familiennachzug erteilt worden, teilte das Auswärtige Amt der "Welt" und der "Heilbronner Stimme" mit. Darunter sei ein Großteil für den Familiennachzug von Schutzberechtigten.
Im Jahr 2015 waren es noch rund 70.000 Visa, 2014 etwa 50.000. In diesen Angaben sind demnach auch Familiennachzüge zu Personen mit deutschem Pass enthalten. Eine automatisierte Auswertung der Kategorie "Familiennachzug zu Schutzberechtigten" gibt es laut AA nicht.
Der Nachzug von Syrern und Irakern stieg den Angaben zufolge besonders stark an. "Für das Gesamtjahr 2016 ergibt sich eine Gesamtzahl von rund 73.000 Visa, die für den Familiennachzug zu Schutzberechtigten aus Syrien oder Irak erteilt wurden. Im Vorjahr 2015 waren für diesen Personenkreis rund 24.000 Visa erteilt worden", heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Das entspricht etwa einer Verdreifachung.
Die rund 65.000 unbegleiteten minderjährigen Ausländer holen demnach nur in begrenztem Umfang Angehörige nach Deutschland: "2016 wurden für den Familiennachzug zu Minderjährigen weltweit rund 3200 Visa erteilt", teilte das Auswärtige Amt der Zeitung mit.
Die Zahl der Asyl-Nachzüge liegt weit hinter den Erwartungen von Herbst 2015. Damals rechnete etwa der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) für 2016 mit 1,1 Millionen Nachzüglern. Nun sagte er der "Heilbronner Stimme": "Nur durch die gesetzliche Aussetzung des Zuzugsrechts bei subsidiär Schutzberechtigten und durch eine schleppende Antragsbearbeitung bei allen übrigen Fällen ist die Zahl der in Deutschland ankommenden Familienmitglieder verhältnismäßig gering."
Mit dem Asylgesetz II hatte die Bundesregierung im Februar 2016 den Familiennachzug deutlich erschwert. Flüchtlinge mit sogenanntem subsidiären Schutz müssen seitdem zwei Jahre warten, ehe sie ihre Ehefrau oder ihre Kinder nachholen können.
An dieser Praxis übte Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Asyl, scharfe Kritik. Wegen politischer Einflussnahme auf das Flüchtlingsamt BAMF sei seitdem die Zahl der Flüchtlinge, die nur einen subsidiären Schutzstatus erhielten, deutlich gestiegen.
stu/uh (afp, kna)