Facebook: Keine Schuld am Wahlausgang
11. November 2016Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat bezweifelt, dass weit verbreitete Falschmeldungen bei dem Online-Netzwerk den Ausgang der Präsidentenwahl in den USA mitentschieden hätten. "Ich persönlich halte es für eine ziemlich verrückte Idee, dass falsche News auf Facebook, die nur einen sehr geringen Anteil der Inhalte ausmachen, die Wahl auf irgendeine Weise beeinflusst haben könnten", sagte Zuckerberg bei einem Auftritt auf der Konferenz "Techonomy" in Kalifornien. Die Wähler entschieden auf Grundlage ihrer Lebenserfahrung.
Facebook war im Wahlkampf vorgeworfen worden, das Online-Netzwerk habe zuwenig gegen die Ausbreitung gefälschter Nachrichtenartikel unternommen. Die angeblichen Berichte gossen meist Wasser auf die Mühlen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump. So hieß es zum Beispiel, der Papst habe dessen Kandidatur unterstützt - was, ebenso wie viele andere Meldungen, nicht den Tatsachen entsprach.
"Keine Filterblase"
Zuckerberg bestritt auch, dass sich im Newsfeed des Online-Netzwerks eine Filterblase bilde, in der den Nutzern durch Software-Algorithmen vor allem Nachrichten angezeigt werden, die zu ihren Ansichten passen und diese damit nur verfestigen. So habe eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie von Facebook ergeben, dass sich die angezeigten Nachrichten für Liberale und Konservative nur geringfügig unterschieden.
Zugleich habe sich aber auch gezeigt, dass die Menschen seltener auf Überschriften klicken, die nicht mit ihrer Meinung übereinstimmen. Man neige dazu, Dinge auszublenden, die nicht zur eigenen Weltsicht passten, sagte Zuckerberg. "Ich weiß nicht, was man dagegen unternehmen kann." Facebook ist für viele Mitglieder zu einer wichtigen Nachrichtenquelle geworden. Allerdings unterliegen die Meldungen dort, anders als in den etablierten Medien, keiner redaktionellen Prüfung.
Wut auf den Populisten
Unterdessen reißen die Proteste gegen den neu gewählten Präsidenten in den USA nicht ab. In mehreren Städten des Landes trieb die Wut auf den Populisten Donald Trump tausende Menschen auf die Straßen. In Portland im Westküsten-Staat Oregon ging die Polizei mit Pfefferspray und Gummigeschossen gewaltsam gegen Demonstranten vor. Es kam zu Festnahmen, nachdem Fensterscheiben eingeworfen und Autos beschädigt worden waren.
Andernorts blieben die Kundgebungen weitgehend friedlich. In der kalifornischen Metropole San Francisco zogen rund tausend Menschen zum Rathaus. Sie riefen: "Nicht mein Präsident", und blockierten den Verkehr. Auch in Washington, New York und Los Angeles drückten viele Demonstranten ihre Besorgnis aus, dass Trump die Bürgerrechte beschneiden könnte. Das designierte Staatsoberhaupt hatte im Wahlkampf vielfach für Empörung gesorgt, etwa mit sexistischen und islamfeindlichen Äußerungen.
Trump gab den Medien die Schuld an den Protesten - und nutzte ein soziales Netzwerk, um seine Sicht der Dinge kundzutun. "Hatten gerade eine sehr offene erfolgreiche Präsidentschaftswahl", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. "Nun protestieren professionelle, von den Medien angestiftete Demonstranten. Sehr unfair!"
jj/stu (dpa, afp, ap)