Extrem unkonventionell: Wie Caravaggio die Maler seiner Zeit beeinflusste
Er war der Meister der Hell-Dunkel-Kontraste, setzte Licht mit dramatischem Effekt ein. Generationen von Malern hat der Italiener Caravaggio geprägt. Die Alte Pinakothek in München zeigt seinen Einfluss in ganz Europa.
Van Honthorst: "Die Kupplerin" (1625)
Junge Maler aus ganz Europa pilgerten nach Rom, wo sich die Werke des italienischen Künstlers Caravaggio im Original studieren ließen. Unter ihnen die Utrechter Maler Hendrick ter Brugghen, Gerard van Honthorst (s. Bild oben) und Dirck van Baburen. Ihre Bilder stehen im Zentrum der Münchner Ausstellung, als Spiegel der zeitgenössischen Malweise, die stark von Caravaggio beeinflusst war.
Ter Brugghen: "Die Spieler" (1623)
Vor allem die hyperrealistischen Gesichtszüge, eine ausgeprägte Mimik und ein virtuoser Umgang mit Licht und Schatten war das, was die Maler seiner Zeit nachzuahmen versuchten. Caravaggio bannte auf geniale Weise das auf die Leinwand, was sich emotional zwischen seine Figuren abspielte. Von fast allen seinen Bildmotiven finden sich zahlreiche Kopien in allen Ländern Europas.
Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio
Von Haus aus hieß der talentierte Maler Michelangelo Merisi, geboren am 29. September 1571 in Mailand. Er nannte sich Caravaggio - nach der Herkunft seiner Eltern. Neben seiner Arbeit führte er ein bewegtes Leben: Vom unbekannten Künstler stieg er zum hofierten Maler der römischen Kardinäle auf. Schlägereien, Sauftouren und Gewaltausbrüche hinterließen Spuren. Er starb schon mit 38 Jahren.
De Boulogne: "David mit dem Kopf des Goliath" (1620/22)
Viele junge Maler in ganz Europa bewunderten Caravaggio, der sich kühn über die künstlerischen Konventionen des Spätmittelalters hinwegsetzte. Sein malerischer Hyperrealismus schockte die Kunstliebhaber und Auftraggeber seiner Zeit. Junge Maler wie de Boulogne bewunderten und kopierten diesen Stil, den sie auf ihren Reisen nach Rom und Mailand kennenlernten.
Van Baburen: "Die Dornenkrönung" (1621/22)
Caravaggios Heiligenfiguren wirkten nicht mehr abgehoben, sondern wie ganz normale Menschen, die Schmerz, Verzweiflung und Trauer in ihren Gesichtern erkennen ließen, wie hier der Christus in dem Gemälde „Die Dornenkrönung“ des holländischen Malers van Baburen. Die Caravaggisten trieben den Realismus noch auf die Spitze, malten eiternde Wunden und verfaulte Zähne.
Van Honthorst: "Die Befreiung Petri" (1618)
In der Münchner Ausstellung ist für die Besucher nachzuvollziehen, wie stark sich der Meister Caravaggio und seine Nachahmer, die in ihren Szenerien häufig plakativ blieben, unterscheiden. Aber der Umgang mit Licht und Schatten, den auch der Utrechter Maler van Honthorst virtuos beherrschte, veränderte die Malerei in Europa nachhaltig: Menschen, nach dem Leben gemalt.
Caravaggio: "Heiliger Hieronymus, meditierend" (1605/06)
Originalgemälde von Caravaggio, wie hier "Heiliger Hieronymus, meditierend" sind eine kostbare Rarität für Sammler und Museen: Der italienische Ausnahmekünstler hat nur 67 Bilder gemalt, die eindeutig seiner Handschrift zugeordnet werden können. 21 Gemälde werden ihm lediglich zugeschrieben, könnten also auch aus der Werkstatt eines Caravaggisten seiner Zeit stammen.
Caravaggio: "Die Grablegung Christi" (1602/03)
Die Vatikanischen Museen besitzen ein einziges Gemälde des italienischen Barockmalers Caravaggio: "Die Grablegung Christi". Ein extrem grosses Bild, drei mal zwei Meter und damit fast schon Altarbild-Größe. Für die Münchner Ausstellung haben die Leihgeber im Vatikan es ausnahmsweise ausgeliehen - aber nur für vier Wochen.
Caravaggio und seine Epigonen
Danach wird das wertvolle Ölgemälde von Caravaggio (Bildmitte), das in einem vergoldeten Barockrahmen gesichert ist, von der Wand abgehängt und im klimatisierten Spezialtransporter wieder zurück nach Rom gebracht. Die Ausstellung "Utrecht, Caravaggio und Europa" ist insgesamt - bis auf dieses eine Bild - noch bis 21.7.2019 in der alten Pinakothek in München zu sehen.