Ex-UN-Botschafterin Haley bricht mit Trump
13. Februar 2021Während weite Teile der Republikanischen Partei sich drehen und winden und sich aus Angst, auch vor dem Verlust ihrer politischen Ämter, nicht von Donald Trump lossagen wollen, geht Nikki Haley in die Offensive: "Er schlug einen Weg ein, den er nicht hätte gehen sollen - und wir hätten ihm nicht folgen und nicht auf ihn hören dürfen", sagte die 49-Jährige in einem Interview der Website "Politico". "Und wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas jemals wieder passiert."
Haley, die auch Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina war, werden Ambitionen auf eine Kandidatur der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl 2024 nachgesagt. Ihre klare Kritik ist bedeutend: Viele Wähler der Republikaner stehen nach wie vor zu Trump. Sein Umfeld drohte republikanischen Kongressabgeordneten und Senatoren, die sich gegen ihn stellen, bereits unverhohlen.
"Das widert mich an"
Haley - einst glühende Trump-Anhängerin - verurteilte speziell, dass dieser seinen Vizepräsidenten Mike Pence am 6. Januar kritisierte, während seine Anhänger im erstürmten Kapitol "Hängt Mike Pence" riefen und nach ihm suchten. "Das widert mich an." Wir, die Republikaner, müssten erkennen, "dass er uns im Stich gelassen hat", sagte sie Politico.
Zugleich versuchte Haley, das Verhalten ihres "Freundes" Trump zu erklären: "Wie ich das verstehe, glaubt er aufrichtig, dass ihm Unrecht zugefügt wurde." Sie verglich Trump mit jemandem, der sage, dass das Gras blau sei. "Wenn jemand keine Farben unterscheiden kann und das wirklich glaubt, ist das unverantwortlich?"
Zugleich räumte sie in dem Interview ein, kein tieferes Verständnis für Trumps Gedankenwelt mehr zu haben: "Ich hätte nie gedacht, dass er sich so entwickeln würde. (…) Die Person, mit der ich zusammengearbeitet habe, ist nicht die Person, die ich seit den Wahlen beobachtet habe", sagte sie "Politico".
Derweil läuft in Washington das zweite Amtsenthebungsverfahren gegen den früheren US-Präsidenten. Trumps Verteidigung wies erneut alle Vorwürfe der Anklage als ungerecht, verfassungswidrig und politisch motiviert zurück.
qu/bru (dpa, afp)