Ivorischer Ex-Präsident beteuert seine Unschuld
28. Januar 2016Die Anklage wirft Laurent Gbagbo Verbrechen gegen die Menschlichkeit in vier Fällen vor. Der 70-Jährige wird für die Gewalt zur Rechenschaft gezogen, die das westafrikanische Land nach den Wahlen von 2010 erschütterte. Mitangeklagt ist auch der frühere Jugend-Minister und Milizchef der Elfenbeinküste, Charles Blé Goudé.
Beide Angeklagten plädieren auf unschuldig. Fatou Bensouda, eine der Anwältinnen des Ex-Präsidenten, sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle, Gbagbo erwarte den Prozess mit Zuversicht: "Er will nichts als die Wahrheit, die ganze Wahrheit. Er hofft, dass der Prozess eine enorme Chance bietet, um alles zu sagen." Bei einem Schuldspruch droht ihnen eine lebenslange Haftstrafe.
Gbagbo hatte 2010 die Präsidentschaftswahl verloren, sich aber geweigert, für seinen Widersacher, den heutigen Präsidenten Alassane Ouattara, Platz zu machen. Daraufhin entbrannte ein blutiger Machtkampf zwischen den Lagern. Bis Mai 2011 wurden in dem westafrikanischen Land mehr als 3000 Menschen getötet und schätzungsweise 150 Frauen vergewaltigt worden.
Gbagbo hielt sich noch monatelang im Präsidentenamt, obwohl Ouattaras Kämpfer in der Endphase sowohl von Truppen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich als auch von UN-Soldaten unterstützt wurden. Zu seinem Machterhalt habe Gbagbo die Gewalt in Kauf genommen, so das Gericht in Den Haag. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurden von beiden Lagern Verbrechen verübt.
Anhänger fordern Freilassung
Vor dem Gerichtsgebäude in den Niederlanden versammelten sich hunderte Unterstützer von Gbagbo und Goudé aus der großen ivorischen Diaspora. In Sprechchören forderten sie die Freilassung der beiden Angeklagten.
Gbagbo befindet sich seit November 2011 im Gewahrsam des Haager Gerichts. Goudé war im Januar 2013 in Ghana festgenommen und anschließend ausgeliefert worden.
nem/fab (dpa, epd)