Ex-Milizenchef nach Den Haag ausgeliefert
17. November 2018Es ist das erste Mal seit Beginn des Bürgerkrieges in der Zentralafrikanischen Republik im Jahr 2012, dass das Land einem Auslieferungsgesuch an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag nachkommt. Alfred Yekatom, auch unter seinem Spitznamen "Rambo" bekannt, war von 2013 an Anführer einer Gruppe von rund 3000 Kämpfern der sogenannten Anti-Balaka-Miliz.
Unter seinem Kommando soll die Gruppe Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Dafür soll sich Yekatom nun in Den Haag verantworten. Am Samstag wurde der 43-Jährige an Bord einer Chartermaschine ausgeflogen, verlautete aus der Hauptstadt Bangui. IStGH-Chefanklägerin Fatou Bensouda begrüßte die Auslieferung.
Christen gegen Muslime
Yekatom wird unter anderem vorgeworfen, in den Jahren 2013 und 2014 "Handlungen durchgeführt oder unterstützt" zu haben, die "Frieden, Stabilität und Sicherheit der ZAR untergraben". Konkret soll er gemeinsam mit seinen Kämpfern der Anti-Balaka-Miliz illegale Wegezölle eingetrieben und Zivilisten getötet haben.
Die Anti-Balaka versteht sich als eine Art "dörfliche Selbstverteidigung" und gründete sich Ende 2013, um sich gegen Kämpfer des muslimisch dominierten Séléka-Bündnisses zu wehren. Letztere stammen aus dem Norden der Zentralafrikanischen Republik, der an den Tschad und den Sudan grenzt und mehrheitlich muslimisch ist.
Vom Parlament ins Gefängnis
Die USA hatten 2015 Sanktionen gegen Yekatom verhängt, weil ihm als Anführer der Anti-Balaka-Miliz gewalttätiges Vorgehen gegen muslimische Bevölkerungsgruppen, die Tötung von Zivilisten und die Rekrutierung von mehr als 150 Kindersoldaten zur Last gelegt wurden.
2016 war der ehemalige Armeeoffizier ins Parlament gewählt worden. Ende Oktober wurde er festgenommen, weil er bei der Wahl des Parlamentspräsidenten Schüsse abgefeuert hatte.
Reiches Land am Abgrund
In der Zentralafrikanischen Republik herrscht seit fast sechs Jahren Bürgerkrieg. Nach einem Putsch der Séléka-Rebellen gegen Staatschef François Bozizé im März 2013 war das Land in eine Spirale der Gewalt gestürzt. Bei Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen wurden Tausende Menschen getötet und Hunderttausende in die Flucht getrieben.
Das Land ist reich an Rohstoffen wie Diamanten und Uran, die Bevölkerung lebt in extremer Armut. Nach UN-Angaben sind in der Zentralafrikanischen Republik knapp 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht - etwa ein Viertel der Bevölkerung. Rund die Hälfte der 4,6 Millionen Einwohner ist auf humanitäre Hilfe angewiesen.
mak/qu (ape, afp, dpa)