Ex-Fußball-Star Karl-Heinz Schnellinger ist tot
21. Mai 2024"Ausgerechnet Schnellinger", sagte Fernsehkommentator Ernst Huberty, als dem Verteidiger in der Nachspielzeit des WM-Halbfinals 1970 in Mexiko-Stadt gegen Italien der späte Ausgleich zum 1:1 gelang. Ausgerechnet Schnellinger, weil der Profi damals sein Geld in Italien verdiente. Und auch weil er bis dahin noch kein Tor für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erzielt hatte. Es sollte der einzige Treffer Schnellingers in 47 Länderspielen bleiben. Das WM-Halbfinale ging als "Jahrhundertspiel" in die Fußballgeschichte ein. Italien gewann 4:3 nach Verlängerung und unterlag danach Brasilien im Finale, Deutschland wurde Dritter.
Für Schnellinger, der zu seiner Zeit als einer der besten Verteidiger der Welt galt, war es nach 1958, 1962 und 1966 die vierte und letzte Weltmeisterschaft, an der er teilnahm. Am Montagabend ist der frühere deutsche Nationalspieler nach Angaben seiner Familie in einem Krankenhaus seiner Wahlheimat Mailand gestorben. Schnellinger wurde 85 Jahre alt.
Meister in Deutschland und Italien
Geboren wurde er 1939 in der Kleinstadt Düren nahe Köln. Mit dem 1. FC Köln feierte Schnellinger 1962, ein Jahr vor der Gründung der Bundesliga, den deutschen Meistertitel und wurde zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gewählt. 1963 wechselte er zur AS Rom. Seine größten Erfolge in Italien feierte Schnellinger jedoch mit dem AC Mailand, für den er von 1975 bis 1974 spielte. Mit "Milan" wurde er unter anderem 1968 italienischer Meister und gewann 1969 den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der heutigen Champions League, sowie den Weltpokal.
Zum Abschluss seiner Fußball-Karriere spielte Schnellinger noch einmal eine Saison lang in Deutschland, konnte jedoch 1975 den Abstieg von Tennis Borussia Berlin aus der Bundesliga nicht verhindern. Danach lebte Schnellinger mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Mailand und verdiente sein Geld als Generalvertreter für Einbauküchen.
"In Deutschland Ausländer - und in Italien auch"
Bis heute zählt "Carlo il Biondo" (der blonde Karl), wie Schnellinger in Italien genannt wurde, zu den erfolgreichsten deutschen Auslandsprofis. Das Leben in der Ferne brachte es jedoch mit sich, dass er zu Hause weniger Aufmerksamkeit erhielt als andere Fußballer, die nicht ins Ausland wechselten. "Mir kommt es immer so vor, als ob ich in Deutschland Ausländer bin - und in Italien auch", sagte Schnellinger anlässlich seines 85. Geburtstags im vergangenen März. "Aber das ist in Ordnung so."