Ex-Manager Ghosn kommt aus U-Haft
25. April 2019Der in Japan inhaftierte Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn ist gegen Kaution auf freien Fuß gekommen. Er habe 500 Millionen Yen (rund vier Millionen Euro) gezahlt, teilte das Amtsgericht in Tokio mit. Es ist bereits das zweite Mal, dass Ghosn das Gefängnis verlassen darf. Der ehemalige Topmanager war im November in Japan festgenommen worden. Nach rund 100 Tagen in Untersuchungshaft kam er Anfang März gegen Kaution frei. Damals zahlte er neun Millionen Dollar. Nur einen Monat später wurde er jedoch wegen weiterer Vorwürfe abermals festgenommen.
Bei seiner ersten Freilassung auf Kaution musste sich Ghosn an strikte Vorgaben halten. Ihm wurde eine spezielle Unterkunft mit Überwachungskamera am Eingang zugewiesen und er durfte Handy und Internet nur unter bestimmten Bedingungen nutzen. Die neuerliche Freilassung sei an ähnliche Auflagen geknüpft, sagte ein Gerichtssprecher, auch dürfe er das Land nicht verlassen.
Die erneute Haft Anfang April hatte Kritik in Japan ausgelöst. Die Anwälte von Ghosn betrachten sie als unmenschlich. Ghosn leide an einer chronischem Nierenschwäche, die Behandlung sei durch die Haft unterbrochen worden.
Firmengelder privat genutzt
Dem einst mächtigen Automanager wird in Japan eine Vielzahl von Finanzdelikten zur Last gelegt. Erst vor kurzem hatte die Staatsanwaltschaft eine neue Anklageschrift vorgelegt: Ghosn soll zwischen Ende 2015 und Mitte 2018 insgesamt 15 Millionen Dollar (13,4 Millionen Euro) an Nissan-Geldern an ein Unternehmen im Nahen Osten transferiert haben.
Davon soll er fünf Millionen Dollar für Privatzwecke abgezweigt, eine Luxusyacht finanziert und Investitionen in ein Unternehmen seines Sohnes in den USA getätigt haben. Die Ermittler beschuldigen Ghosn zudem, jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den japanischen Autobauer übertragen zu haben.
Der einstige Vorzeigemanager, der auch jahrelang den französischen Autobauer Renault führte, bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung. Nissan habe kurz vor einer Fusion gestanden, das habe man mit seiner Festnahme verhindern wollen.
Der Fall hat das Justizsystems Japans international in den Fokus gerückt. Es wird von Kritikern als "Geisel-Justiz" bezeichnet, da es lange Untersuchungshaftstrafen erlaubt und man sich sehr stark auf die Geständnisse von Verdächtigen verlässt.
lh/haz/ww (ap, afp)