Ewige Baustelle Kölner Dom
Seit fast 800 Jahren wird - mit einigen Pausen - am Kölner Dom gebaut. Nun wurde in einer spektakulären Aktion ein Hängegerüst abgenommen. Aber damit sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen - zum Glück.
Kurze Freiheit für den Nordturm
Ein riesiger Baukran hebt am Montagmorgen (22.07.2013) das 25 Meter hohe Baugerüst vom Nordturm ab und lässt es aus mehr als 100 Metern Höhe auf den Boden herab. Das Gerüst war vor mehr als zehn Jahren angebracht worden, nachdem ein drei Meter hohes Steinteil vom Turm gefallen war. Deshalb werden nun alle Eisen- und Messingverstärkungen durch nichtrostenden Stahl ersetzt.
Sechs Stunden Arbeit statt sechs Monate
Hätte man das Gerüst am Turm auseinander gebaut und die Teile einzeln nach unten gebracht, dann hätte das sechs Monate Arbeit bedeutet. Mit dem 750 Tonnen schweren Riesenkran dauerte es ein paar Stunden - und war zudem eine Attraktion für Hunderte von Schaulustigen.
In Gottes Hand
"Wir sind in Gottes Hand", sagte der Dombaumeister Michael Hauck, als seine Arbeiter das Gerüst in über 100 Metern Höhe am Kran befestigten und vom Domturm lösten. Etwas mehr Wind hätte die Aktion zum gefährlichen Unternehmen für Bauarbeiter und für die filigranen Fialen und Figuren des Turms gemacht. Aber Gott beließ es bei leichtem Wind.
Der Dombaumeister
Seit einem Jahr ist Michael Hauck Dombaumeister und damit Chef von 60 Handwerkern wie Steinmetzen, Maurern und Stuckateuren. "Ich kann den Dom spüren", sagt Hauck, und das sollte er auch. Denn der Dombaumeister ist verantwortlich dafür, dass das teils uralte Bauwerk nirgends zu bröckeln anfängt.
Die Dauerbaustelle
Irgendwo hängt immer ein Gerüst am Dom. Es gibt nicht viele Kölner, die sich daran erinnern können, ihren Dom schon mal ganz ohne Stützkorsett gesehen zu haben. "Normal", sagen die Kölner, und sehen den Dom als Sinnbild dafür, dass Dinge auch schön sein können, wenn man nicht ganz fertig geworden ist.
300 Jahre Baustopp
Der Kölner Dom ist jung und alt zugleich. Begonnen wurde mit dem Bau Anfang des 13. Jahrhunderts, doch um 1510 ging das Geld aus. Gut 350 Jahre stand das Bauwerk ohne Türme da, wie das Bild aus dem Jahre 1853 belegt. Erst 1880 wurden die Doppeltürme endlich fertig - detailgetreu errichtet nach den ursprünglichen gotischen Bauplänen von 1248.
Die Narben des Krieges
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Köln fast vollständig zerbombt. Der Dom wurde zwar stark beschädigt, hielt den rund 70 Treffern aber insgesamt erstaunlich gut stand. Die Reparaturarbeiten dauerten Jahrzehnte und noch immer sind viele der früheren Bleiglasfenster nur durch mattes weißes Glas ersetzt.
Umstrittene Glasfenster
Mit dem Glasfenster von Gerhard Richter rückte der Dom 2007 wieder ein Stück seiner Vollendung entgegen. Der Kölner Künstler gestaltete das im Krieg zerstörte 113 Quadradmeter große Fenster am Südquerhaus neu. Nicht alle Kölner waren von der willkürlich zusammengesetzten Farbcollage begeistert.
Falke gegen Tauben
Zu den größten Gefahren für den Kölner Dom zählen die Tauben. Der Taubenkot greift den empfindlichen Sandstein an. Die Dombauhütte hat deshalb einen Falken im Nordturm einquartiert, der dafür zuständig ist, dass die Tauben nicht überhandnehmen.
Der Rivale
Vier Jahre lang war der Kölner Dom mit 157 Metern das höchste Bauwerk der Welt. Dann stellten die Ulmer 1884 ihren Münsterturm fertig, der seitdem mit 161,5 Metern der höchste Kirchturm der Welt ist. Auch die Ulmer hatten den Bau ihres gotischen Turmes mehr als 300 Jahre ruhen lassen - und dann solange gewartet, bis die Kölner fertig waren und nicht mehr kontern konnten.
Der Dom als Schutz vor dem Weltuntergang
Wenn ihr Dom schon nicht mehr der höchste ist, für die Kölner ist er in jedem Fall der schönste. Seit 170 Jahren werden mehr als die Hälfte aller Baukosten von Kölner Bürgern aufgebracht - über den Zentral-Dombau-Verein zu Köln. Der Verein sorgt dafür, dass immer weiter gebaut wird. Das ist wichtig, denn wenn der Kölner Dom fertig ist, so heißt es in Köln, dann geht die Welt unter.