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Eurostar steht still

20. Dezember 2009

Nach der kältebedingten Pannenserie beim Eurostar bleibt der Ärmelkanal-Tunnel zwischen Frankreich und Großbritannien für den Zugreiseverkehr bis auf weiteres gesperrt. Experten suchen nun nach dem Grund für die Schäden.

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Ein Eurostar-Zug fährt in den Euro-Tunnel in Calais (Foto: AP)
Pannenserie beim EurostarBild: AP

Mitten im Weihnachts-Reiseverkehr wurde der planmäßige Betrieb unter dem Ärmelkanal für das gesamte letzte Wochenende vor dem Fest eingestellt. Nachdem schon am Samstag alle Züge gestrichen worden waren, stehen die Eurostars nun auch am Sonntag (20.12.2009) still.

An den Terminals in Paris und London herrschte am Samstag Chaos. Passagiere, von denen viele in den Weihnachtsurlaub starten wollten, warteten vergeblich auf ihre Abreise und erfuhren von den Zugausfällen über Lautsprecherdurchsagen. Als die ersten gestrandeten Passagiere am Samstagmorgen London erreichten, wurden sie von wartenden Angehörigen mit Applaus empfangen.

Mangelnde Informations-Politik

Die erschöpften und frustrierten Reisenden kritisierten eine schlechte Versorgung, mangelnde Informationen und sprachen von verängstigten Reisenden. Eurostar-Chef Richard Brown versprach, die Betroffenen mit 170 Euro sowie einem Freiticket zu entschädigen und ihnen den Preis für die qualvolle Reise zu erstatten.

Als die Züge aus der eisigen trockenen Luft im Norden Frankreichs in den deutlich wärmeren und feuchteren Tunnel fuhren, legte der Temperatursprung die Elektrik der Lokomotiven lahm. "Es ist sehr kalt draußen, aber im Tunnel sind es 25 Grad und es gibt eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das ist, als ob sie eine Bierflasche aus dem Kühlschrank in einen warmen Raum bringen, da entsteht viel Kondenswasser", erklärte Brown und warb um Verständnis bei den Betroffenen. Dies habe die Elektronik der Lokomotiven gestört.

Wartende Eurostar-Passagiere in London (Foto: dpa)
Wartende Eurostar-Passagiere in LondonBild: picture alliance / dpa

Bergung von mehr als 2000 Passagieren

In den gestrandeten vier Hochgeschwindigkeitszügen saßen jeweils mehr als 500 Menschen. Alle Züge waren auf dem Weg von Paris, Brüssel oder Eurodisney nach London. Ein Großteil der Passagiere wurde mit einem Shuttle aus zwei gestrandeten Zügen geborgen. Für die beiden anderen liegengebliebenen Eurostars mussten Ersatz-Diesellokomotiven her, die die Züge Richtung Südengland schoben oder zogen. "Das ist noch nie vorgekommen", sagte ein Eurostar-Sprecher.

Die Fahrgäste mussten bange Stunden in dunklen und ungeheizten Waggons verbringen, bevor sie evakuiert wurden. Eurostar-Sprecher Paul Gorman sagte, mit Testzügen solle nun herausgefunden werden, warum die Züge ausfielen. Das Unternehmen hofft, den Zugverkehr am Montag wieder aufnehmen zu können. Neben den technischen Problemen mit den hochmodernen Zügen entstand der Betreibergesellschaft ein großer Imageschaden. Die Menschen seien vom Zugspersonal schlecht betreut worden und mussten auf dem Boden übernachten, beklagten Fahrgäste.

Folgen auch für den Autoverkehr

Das Eurostar-Desaster hatte auch für Autofahrer, die den Zug durch den Tunnel benutzen wollten, unangenehme Folgen. In Südengland standen viele Fahrzeuge zwölf Stunden im Stau; Rot-Kreuz-Helfer verteilten warme Getränke. Die Verkehrsbehinderungen betrafen den Raum Dover und Folkestone ebenso wie Calais in Frankreich.

Die Eurostar-Züge verkehren zwischen London und Paris sowie London und Brüssel durch den Ärmelkanaltunnel. Die Verbindung zwischen London und Paris dauert zwei Stunden und 15 Minuten und eine Stunde und 51 Minuten zwischen der britischen Hauptstadt und Brüssel. Zusammen mit den Auto- und Lkw-Zügen von Eurotunnel unterqueren täglich rund 48.000 Menschen per Bahn den Ärmelkanal.

Querschnitt des Eurotunnels
Querschnitt des Eurotunnels

Autor: Hajo Felten (ap, afp, dpa)

Redaktion: Annamaria Sigrist