Kulturhauptstädte Breslau und San Sebastián
3. Januar 2016Die baskische Metropole in Nordspanien wird nicht mit großen Namen und glitzernden Showeffekten aufwarten. Die Stadtväter von San Sebastián wollen die Kultur dazu nutzen, die langjährigen politischen Wunden durch den Terror der baskischen Untergrundorganisation ETA zu schließen. "Die Stadt brauchte etwas, um das Trauma zu überwinden", sagt Pablo Berástegui, der Direktor des Projektes San Sebastián 2016. Alle Bürger und Besucher sollen deshalb mit in das geplante Kulturprogramm einbezogen werden.
Einer der Initiatoren ist der spanische Starkoch Pedro Subijana, der als einer der Vorreiter der "Neuen baskischen Küche" schon vor Jahren viel Aufmerksamkeit nach San Sebastián gezogen hat. Er ist stolz, dass seine Heimatstadt in diesem Kulturhauptstadtjahr so im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit steht: "In unserer Stadt hat es schon immer viele kulturelle Initiativen gegeben", sagt er.
San Sebastián hat auch sonst für Besucher viele Attraktionen zu bieten: breite Alleen und prachtvolle Paläste. Früher diente die Küstenstadt als Sommerresidenz der spanischen Könige, die der Hitze Madrids entfliehen wollten. Allein der berühmte Strand La Concha zieht jedes Jahr mehr als eine halbe Million Touristen an.
Zukunftsorientiert: die Universitätsstadt Breslau
Die südwestpolnische Stadt Breslau an der Oder hat zwar eine wechselvolle Geschichte, ist aber inzwischen auch eine multikulturelle Metropole – mit immerhin 600.000 Einwohnern. Auch das deutsche Erbe, das vor allem mit der Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der ehemaligen Hauptstadt Schlesiens verbunden ist, ist heute längst Teil des kulturellen Selbstverständnisses. "Die Stadt hat eine Geschichte zu erzählen", sagt Magdalena Babiszewska, die Sprecherin der Organisatoren der Kulturhauptstadt.
Wirtschaftlich ist Breslau mehr auf zukunftsfähige Branchen eingestellt. Die Universitätsstadt setzt inzwischen verstärkt auf die Ansiedlung von IT-Unternehmen und die Nähe zu deutschen Wirtschaftspartnern, die in Polen gezielt investieren. Die Stadtoberen hoffen, dass sich durch die Kulturevents im Kulturhauptstadtjahr die Besucherzahlen in der Stadt verdoppeln werden. Es soll ein Jahr des Mitfeierns und des Mitmachens werden. "Unsere Angebote richten sich nicht nur an Besucher, sondern auch stark an die Einwohner unserer Stadt", so Babiszewska.
Kulturhauptstädte gibt es seit 1985
Die Europäische Union verleiht den Titel "Kulturhauptstadt Europas" seit dem Jahr 1985. Ziel der Initiative ist, den "Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa hervorzuheben", so die offizielle Ausschreibung. Es geht auch darum, das Image der Städte aufzupolieren und den Kommunen Gelegenheit zu geben, ihre kulturellen Vorzüge hervorzuheben. Seit 2004 werden jedes Jahr zwei Städte gekürt, die diesen Titel tragen dürfen. Die erste europäische Kulturhauptstadt war 1985 Athen, die erste deutsche Kulturhauptstadt 1988 Berlin.