Europas Automarkt verliert an Schwung
16. Dezember 2014Zugleich war dies der niedrigste Zuwachs seit einem Jahr, wie der Herstellerverband Acea am Dienstag mitteilte. Von Januar bis November wurden europaweit fast sechs Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im Vorjahreszeitraum.
Damit steuert die Pkw-Nachfrage im Kriechgang das erste Wachstumsjahr seit vier Jahren an. "Ein echter Aufschwung sieht anders aus", sagte Autoexperte Peter Fuß von der Beratungsfirma EY. Nach wie vor lägen die Neuzulassungen erheblich unter dem Niveau vor der Krise.
Langsam aus dem Krisenmodus
Für das Gesamtjahr prognostiziert EY 12,5 Millionen Neuwagenverkäufe in der EU. Das wären zwar gut fünf Prozent mehr als 2013, aber 13 Prozent weniger als 2008, rechnete Fuß vor. Insgesamt würden in diesem Jahr 1,8 Millionen Autos weniger verkauft als im Vorkrisenjahr. "Der europäische Automarkt verlässt nur sehr langsam den Krisenmodus", fasste Fuß zusammen.
Im vergangenen Monat kletterte die Neuzulassungen nur in drei der fünf größten EU-Staaten. Während der Absatz in Deutschland und Frankreich leicht schrumpfte, wuchs er in Großbritannien und Italien kräftig. In Spanien kamen sogar 17 Prozent mehr Neuwagen auf die Straßen, weil der Staat die Nachfrage mit einer Abwrackprämie ankurbelt.
Deutliche Erholung unwahrscheinlich
Auch nächstes Jahr dürfte sich der Automarkt insgesamt nur schleppend erholen. Weil die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten weiter schwelen und die Konjunktur in einigen Ländern Westeuropas auf der Kippe steht, rechnen Branchenvertreter auch in den nächsten Monaten mit niedrigen Wachstumsraten.
"Eine deutliche Erholung des Neuwagenmarktes im Jahr 2015 ist daher unwahrscheinlich", sagte EY-Partner Fuß. Der stark gesunkene Ölpreis entlaste die Privathaushalte allerdings bei den Heiz- und Benzinkosten und könnte so den ein oder anderen doch zum Kauf eines Neuwagens ermuntern.
Deutsche bauen Marktanteile aus
Die deutschen Hersteller lässt die maue Pkw-Nachfrage allerdings weitgehend kalt. Sie bauten ihren Marktanteil in den ersten elf Monaten nach EY-Berechnungen auf den Rekordwert von 37,1 Prozent aus. Während Marktführer Volkswagen seinen Anteil auf 25,4 (Vorjahr 25,0) Prozent hochschraubte, verzeichneten BMW und Daimler leichte Rückgänge.
Wie stark die Krise die Gewichte in der Branche verschoben hat, zeigt eine langfristige Analyse von EY: Demnach steigerte der VW-Konzern seinen Marktanteil seit 2007 um 5,9 Prozentpunkte und konnte seine Marktführung in diesem Zeitraum deutlich ausbauen. Dagegen verloren Peugeot, GM und Ford in der EU an Boden. Sie büßten jeweils mehr als zwei Prozentpunkte ein. Lediglich Renault konnte seinen Anteil dank der Billigmarke Dacia erhöhen.
wen/as (dpa, rtr)