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Europa jagt die Terroristen

27. März 2016

Nach den Anschlägen in Paris und Brüssel fahnden europäische Sicherheitsbehörden laut einem Zeitungsbericht nach mindestens acht Verdächtigen. Die deutsche Regierung hat keine Hinweise auf geplante Anschläge.

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Polizeikontrolle in Deutschland (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Pollex

Die mutmaßlichen Terrorhelfer oder islamistischen Unterstützer, mehrheitlich Franzosen und Belgier, sollen sich entweder in Syrien aufhalten oder irgendwo in Europa auf der Flucht sein, berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die gesuchten Extremisten zählten zu den Kontaktpersonen des mutmaßlichen Chef-Logistikers der Pariser Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, und des in Belgien gefassten Terrorhelfers Salah Abdeslam, so die Zeitung weiter. An der Fahndung sei in Deutschland unter anderem das Bundeskriminalamt (BKA) beteiligt.

Anschläge per Telefon koordiniert

Unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse aus Frankreich und Belgien schreibt die "WamS", der mutmaßliche Kopf der europäischen Zellen der Terrormiliz "Islamischer Staat", IS, sei der Algerier Mohamed Belkaid gewesen, der bei einer Polizeiaktion in Belgien erschossen wurde. Er soll gemeinsam mit Najim Laachraoui, einem Bombenbauer und späteren Brüssel-Attentäter, die Terrorkommandos bei den Pariser Attentaten von Belgien aus per Telefon angeleitet und koordiniert haben.

Bei den Anschlägen in Paris waren am 13. November von mehreren Terrorkommandos 130 Menschen getötet und mehr als 350 verletzt worden. Am vergangenen Dienstag hatten sich zwei Attentäter am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft gesprengt. Rund eine Stunde später verübte ein weiterer Angreifer einen Selbstmordanschlag in einer U-Bahnstation im Europaviertel der belgischen Hauptstadt. Insgesamt wurden 31 Menschen getötet und etwa 300 weitere verletzt.

Falsche Pässe für Terroristen

In Italien nahm die Polizei einen in Belgien gesuchten Algerier mit mutmaßlichen Verbindungen zu den Terroristen von Brüssel und Paris fest. Der Mann mit Namen Djamal Eddine Quali gehöre zu einer Bande von Passfälschern, die mit den Attentätern in Kontakt gestanden habe, teilte die Polizei auf Twitter mit.

Die Nachrichtenagentur Ansa meldete, der 40-Jährige sei im süditalienischen Salerno festgenommen worden. Die belgischen Behörden hätten ihn mit einem europäischen Haftbefehl gesucht. Demnach soll die Passfälscher-Bande auch Dokumente produziert haben, die von den Attentätern der Anschläge in Brüssel und in Paris genutzt wurden.

In Belgien ging der Polizei offenbar erstmals ein mutmaßlich direkt beteiligter Attentäter ins Netz. Nach Medienberichten handelt es sich um den tagelang gesuchten dritten Attentäter vom Brüsseler Flughafen. Der bereits in der Nacht zum Freitag festgenommene Faycal C. sei von dem Taxifahrer identifiziert worden, der das Terrorkommando zum Flughafen gefahren habe, hieß es.

Es handele sich um den "Mann mit Hut", der auf einem Überwachungsvideo neben den beiden Selbstmordattentätern zu sehen sei. Eine offizielle Bestätigung für diese Meldungen gibt es bislang nicht. Die Staatsanwaltschaft teilte allerdings mit, gegen Faycal C. sei Haftbefehl wegen Beteiligung an terroristischen Morden erlassen worden.

Keine Hinweise auf geplante Anschläge

Die Bundesregierung hat nach Angaben von Innenminister Thomas de Maizière, CDU, derzeit keine Hinweise auf geplante Anschläge in Deutschland. Den Sicherheitsbehörden lägen "keine solchen Hinweise vor, dass wir Veranstaltungen absagen oder bestimmte Gebiete sperren müssten", sagte de Maizière der Zeitung "Bild am Sonntag". Die Lage sei jedoch "angespannt".

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kündigte eine große Antiterrorismuskonferenz für den Sommer in Berlin an. Dabei solle es vor allem um Prävention von Extremismus unter jungen Menschen gehen, teilte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe mit. Deutschland führt derzeit den Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

wl/se (dpa, afp, rtr)