Euro-Begeisterung in Italien
4. Dezember 2001Die Italiener sind euro-skepischer geworden. Das sagt das größte Umfrage-Institut im Land. Die Leute auf der Straße sagen: Wir sind nur ein bißchen vorsichtiger. Einigen ist schon ein bißchen mulmig, jetzt wo der Euro bald ihr neues Bargeld ist. "Ja, ich habe einmal eine Ein-Euro-Münze gesehen", behauptet ein italienischer Passant, aber wie das Geld aussehe, da habe er keine Ahnung. Dabei ist die Europabegeisterung in Italien noch immer größer als irgendwo sonst in Euroland. Und das trotz der Extrasteuer, die die damalige Regierung Prodi vor Jahren erhob, damit Italien die Euro-Kriterien von Maastricht erfüllen konnte. Und obwohl der Fiskus die Einnahmen aus dieser Extrasteuer erst zum Teil, wie versprochen, erstattet hat.
Andrea Mariani leitet ein Restaurant in der Römischen Innenstadt. Die Speisekarte gibt schon lange parallel Lira- und Euro-Preise an: "Wir sind vorbereitet. Wir hoffen, dadurch nicht so viele Fehler zu machen." Wenn es los ginge, werden man sich schon dran gewöhnen, gezwungenermaßen, fügt Mariani hinzu. Seine Kellner wüßten zwar noch gar nicht, wie die Euro-Münzen und -Scheine aussehen. Aber es sei ja noch Zeit, gibt sich Mariani gelassen. Er sieht im Euro aber auch einen Riesenvorteil, da man mit ihm durch ganz Europa reisen könne.
Natürlich haben auch viele Kunden Angst davor, dass die Händler im Zuge der Umstellung unmerklich die Preise anheben, sagt Corada Mezzabarba. Sie besitzt ein Damenwäsche-Geschäft. Gerade die älteren Kundinnen werden Anfangs verwirrt sein: "Die sind schon ein bißchen angespannt."
Aber Mezzabarba versichert, in ihrem Damenwäsche-Geschäft die Preise ihrer Ware noch lange in Lira und Euro auszuweisen. Da müßte der Preis dann für alle Kundinnen klar sein, sagt sie. Wieviel Lire ein Euro wert ist, weiß die Wäschehändlerin natürlich: "1.936 und noch ein bißchen was."
Die Schwäche des Euro kann Italiener nicht wirklich schrecken. Restaurant-Besitzer Mariani weist darauf hin, dass die Lira doch immer schwach gewesen sei. Erst durch den Maastrichter Vertrag 1991 sei dies besser geworden. Mariani hofft nun auf eine lange Zeit mit einem stabilen Euro.
Italien bringt die Euro-Einführung übrigens nicht nur Neues, sie hat auch nostalgischen Beiklang: Die Cent werden in Italien Centesimo heißen. Den Centesimo gab es schon einmal. Er war der hunderste Teil einer Lira, bevor diese durch die Inflation entwertet wurde. Aber das ist wirklich ganz lange her.