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EUFOR sammelt in Bosnien Waffen ein

30. März 2005

Die europäische Stabilisierungstruppe EUFOR hat in Bosnien-Herzegowina Waffen eingesammelt, die seit dem Krieg in Privathäusern aufbewahrt wurden. Die Ausbeute: über 600 Handwaffen und mehr als 200.000 Stück Munition.

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Auch deutsche Soldaten sind Teil der EUFORBild: AP

Selbst einem so altgedienten Soldaten wie Hans-Otto Mortler verschlug es beim Anblick der abgegebenen Waffen so manches Mal die Sprache - vor allem bei den selbstgebauten Schusswaffen: "Da ist aus einem ganz normalen Tacker, womit man normalerweise Teppiche oder Vorhänge tackert, in Form von angeschweißten Stahlrohrteilen eine Schusswaffe gemacht worden, die es ermöglicht, Schrotpatronen zu laden und zu verschießen. Ich würde das niemals machen aus Sicherheitsgründen. Aber der, der das gebaut hat, hat damit mit Sicherheit geschossen."

Skurrile Sammlung

Ein Wasserrohr umgebaut zum Gewehr, Waffen der deutschen Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg, aber auch moderne Maschinenpistolen mit Schalldämpfern - das alles findet sich in Mortlers skurriler Sammlung. Über 600 Handwaffen, 3.700 Handgranaten und 78 Minen wurden bei der EUFOR abgegeben, dazu über 200.000 Stück Munition.

Häufig waren es Frauen, die die Waffen an den Sammelpunkten vorbeibrachten. Darunter waren sogar manchmal ein paar Kilogramm Sprengstoff in einem Schuhkarton, erzählt einer der Soldaten: "Diese Geschichte, dass eine ältere Frau gekommen ist mit der Handgranate in der Handtasche, das ist wirklich tagtäglich passiert. Die sind zum Einkaufen gegangen, haben kurz mal Halt gemacht - 'Ach, hier hab ich noch was!' - und das abgegeben. Und das ist für die Soldaten, die hier eingesetzt sind, auch ein bisschen erschreckend: Dass die Leute hier mit Handgranaten - wo wir mit den Sicherheitsvorschriften in Deutschland ganz vorsichtig sind - dass die damit so ähnlich umgehen wie wir, wenn wir eine Pfandflasche irgendwo hinbringen."

Anonyme Abgabe

Zwar ist die EUFOR nicht die einzige Instanz, die sich um die Entsorgung von Waffen kümmert. Trotzdem hätten etliche Bosnier gerne von dem Angebot Gebrauch gemacht, berichtet ein anderer Soldat: "Es gibt ja auch die Möglichkeit, das der Polizei zu bringen. Aber die Polizei fragt dann immer wieder: 'Adresse, Alter, Name?' Wir haben das ja völlig anonym genommen. Wichtig war für die Leute, wenn wir irgendwo reingegangen sind, dass wir die Sachen anonym wieder rausgebracht haben - in der Kiste, in einer Tüte, so dass der Nachbar nicht erkennen konnte, was sein Nachbar gehabt hat. Anonym zu sein, das ist hier das Allerwichtigste."

Kein Ende in Sicht

Die EUFOR hat außerdem bei ihrer Sammelaktion angedeutet, dass dies die letzte Möglichkeit sein könnte, Waffen freiwillig abzugeben. Trotzdem macht sich der Kommandeur des deutschen Kontingents, Oberst Paul Bacher, nicht die Illusion, dass die bosnischen Privathaushalte nun weitgehend frei von Waffen sind. "Es ist noch wesentlich mehr versteckt", vermutet er. Ganz zu schweigen von den 800.000 Minen, die fast 10 Jahre nach dem Bürgerkrieg noch im Boden liegen. Die von der EUFOR eingesammelten Waffen werden entschärft und vernichtet - entweder öffentlichkeitswirksam mit dem Panzer plattgefahren oder eingeschmolzen. Der Kommentar dazu von Bundeswehr-Soldat Hans-Otto Mortler: "Jede Waffe, die wir hier haben, macht kein Unglück mehr."

Nina Werkhäuser
DW-RADIO, 30.3.2005, Fokus Ost-Südost