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EU will mit Informationen Vogelgrippen-Panik verhindern

24. Februar 2006

Die EU-Gesundheitsminister halten das Risiko, das von der Vogelgrippe für Menschen ausgeht, für "sehr gering". Auf einer Sondersitzung beschlossen sie eine Aufklärungskampagne.

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Ulla Schmidt, Markos Kyprianou und Maria Rauch-Kallat (v. l.) bei dem TreffenBild: AP
Vogelgrippe Sperrbezirk Timmendorfer Strand
Der Timmendorfer Strand ist SperrbezirkBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Die Speisekarte beim Treffen der EU-Gesundheitsminister in Wien war ein Statement: Hühnersuppe, gerollte Ei-Gemüsecrepes, Truthahnlaibchen, Wachteleier, Entenbrust und Wiener Backhendl. Nach der Sondersitzung am Freitag (24.2.2006) kündigten die Minister eine Aufklärungskampagne in den EU-Staaten an. "Es geht darum, die Menschen umfassend und transparent zu informieren und gleichzeitig eine Verunsicherung zu vermeiden", sagte die österreichische Vorsitzende der 25 Minister, Maria Rauch-Kallat.

"Kein Grund zur Panik"

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt bezeichnete das Risiko, dass sich ein Mensch in Deutschland mit dem Virus infiziert, als sehr gering. Es sei jetzt wichtig, "dass man die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen trifft, ohne die Bevölkerung in Panik zu versetzen, weil es keinen Grund zur Panik gibt". Die Ministerin verwies zudem darauf, dass mittlerweile alle deutschen Bundesländer ihre Bestände mit antiviralen Medikamenten aufgestockt hätten. Bei der EU-Informationskampagne besonders berücksichtigt werden sollen Risikogruppen wie Kinder und ältere Menschen, aber auch Tierärzte und Beschäftigte in Geflügelbetrieben.

Vogelgrippe Italien Labor
Untersuchung eines Schwans in ItalienBild: AP

"Wir haben uns zu einer abgestimmten Aktion entschlossen, um die Ausbreitung der Geflügelpest zu verhindern", sagte Rauch-Kallat. Der Fall der Türkei habe bewiesen, dass "energisches Handeln die Ausbreitung verhindern kann". Die Ministerin betonte, dass bisher noch kein einziger Vogelgrippe-Verdachtsfall bei Menschen in Europa bestätigt sei. Die EU verfüge inzwischen über ein Frühwarnsystem, das es ermögliche, "binnen Minuten zu kommunizieren".

"Ausschließlich eine Tierkrankheit"

Rauch-Kallat erklärte, "dass das Risiko in erster Linie vom eigenen Verhalten abhängt". So müsse ein Kontakt mit infizierten Tieren und deren Kot verhindert werden. Dies gelte vor allem für Kinder. Die österreichische Regierung habe deshalb bereits an alle Schulen und Kindergärten gezielte Informationsbroschüren verschickt. Die Minister betonten, dass die Vogelgrippe derzeit "ausschließlich eine Tierkrankheit" sei. Für die Bevölkerung bestehe "ein sehr geringes Risiko". Dennoch müssten die Menschen über die Medien auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten über die Gefahren informiert werden. "Wir müssen die Bevölkerung und die Medien als Partner im Kampf gegen die Vogelgrippe gewinnen", hieß es. Rauch-Kallat betonte, Geflügelfleisch und Eier seien "mit Sicherheit völlig ungefährlich".

Vorrat von Medikamenten

Wissenschaftler befürchten, dass der Vogelgrippe-Erreger H5N1 sich so verändern könnte, dass er auch zu einem für Menschen hoch ansteckenden Grippevirus wird. Um für eine solche Pandemie gewappnet zu sein, will die EU einen Vorrat an antiviralen Medikamenten aufbauen. Schmidt begrüßte dies, betonte aber, dies sei nur als Ergänzung zu nationalen Vorräten sinnvoll. EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou sagte, Brüssel beobachte die Veränderungen des Virus sehr genau. Bislang seien 20 Millionen Euro in die Forschung investiert worden. "Das ist ein Virus, über das wir noch nicht viel wissen."

Ein wirksamer Impfstoff für Menschen gegen die Vogelgrippe kann erst dann fertig gestellt werden, wenn das Virus mutiert ist. Bis zur Produktion eines Serums könnten dann mehrere Monate vergehen. Bis dahin müsste die Bevölkerung mit antiviralen Mitteln wie Tamiflu versorgt werden. Auch die Gesundheitsminister betonten, dass ein Übergreifen des Virus auf Geflügelbestände verhindert werden müsse. Sorge bereitet in diesem Zusammenhang die Rückkehr vieler Zugvögel aus Afrika von Ende Februar an. In mehreren afrikanischen Staaten ist der H5N1-Virus stark verbreitet. In der EU ist das auch für Menschen gefährliche Virus H5N1 bislang in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Slowenien, der Slowakei und Ungarn aufgetreten, allerdings ausschließlich bei Wildvögeln. (stu)