EU vernichtet Millionen Dosen Corona-Impfstoff
16. Februar 2022Nach Angaben des Bündnisses "People's Vaccine Alliance", dem rund 100 Verbände angehören, wird die Europäische Union bis Ende Februar 55 Millionen Dosen COVID-19-Impfstoff entsorgen. Das seien 25 Millionen mehr als die 30 Millionen, die an afrikanische Länder gespendet worden seien.
Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horteten die Impfdosen bis zum Verfallsdatum, hieß es. Lediglich acht Prozent der Impfstoffexporte aus der EU seien für den afrikanischen Kontinent bestimmt. Für Deutschland seien die Zahlen noch niedriger.
Impfstoffinitiative Covax gescheitert?
In Afrika gebe es einen erheblichen Mangel an Impfstoffen. Laut Oxfam haben dort erst elf Prozent der Bevölkerung zwei Corona-Schutzimpfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. Währenddessen hätten in der EU bereits 204 Millionen Menschen ihre Booster-Impfung bekommen. Mit Blick auf Afrika warnen die Aktivisten: "Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten."
Angesichts dieser Zahlen erklärte die "People's Vaccine Alliance" die internationale Impfinitiative Covax, über die Impfstoffe an Entwicklungsländer verteilt werden, für gescheitert. Statt auf die Verteilung von Impfstoffen müsse auf Produktion vor Ort gesetzt werden und die Patente für die Herstellung der Vakzine aufgehoben werden.
"Obwohl die EU mittlerweile weltweit die größte Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen, die sich ausschließlich an der Profitmaximierung orientieren", erklärte das Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen (NGOs).
Ein entsprechender Antrag bei der Welthandelsorganisation WTO liegt seit anderthalb Jahren vor. Fast alle Schwellen- und Entwicklungsländer, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die USA unterstützen den Vorschlag. Widerstand gegen den sogenannten Patent-Waiver kommt unter anderem aus Deutschland und der EU.
"Die neue Bundesregierung muss ihre Blockade des Waivers aufgeben und aufhören, die Profitinteressen der Pharmakonzerne über das Leben von Menschen in Afrika zu stellen", erklärte Pia Schwertner von Oxfam. "Die Entwicklung der Impfstoffe wurden mit öffentlichen Mitteln finanziert, und das Know-how sollte mit der Welt geteilt werden, damit alle qualifizierten Hersteller in die Produktion dieser lebenswichtigen Impfungen einsteigen können."
qu/djo (afp, kna)