Heikle Mission
29. Januar 2008Anzeige
Seit fünf Jahren tobt in der sudanesischen Darfurregion der Bürgerkrieg. Mehrere Hunderttausend Flüchtlinge haben sich nach Westen aufgemacht und sind im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik gelandet. Doch Rebellen und Banden machen die Flüchtlingslager unsicher. Da die EU nicht in der Lage ist, direkt im Sudan einzugreifen, will sie jetzt wenigstens im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik helfen, zunächst mit einer zahlenmäßig recht bescheidenen Truppe.
Nash: So ein Einsatzgebiet noch nie gesehen
Der irische Generalleutnant Patrick Nash war schon oft für die Vereinten Nationen auf dem Balkan und im Libanon im Einsatz. Doch so ein Einsatzgebiet wie im Tschad hatte er noch nie gesehen: "Während unserer Erkundungen waren wir erschüttert durch die schiere Größe des Gebietes, das meiste unbewohnt - gnadenlose Natur, unwirtliche Landschaften, das extreme Klima mit starkem Regen oder intensiver Hitze", berichtet Nash.
In seinem Einsatzgebiet im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik entlang der Grenze zum Sudan fand General Nash nur 500 Kilometer asphaltierte Straßen vor. Hunderttausende von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Sudan und Tschad leben in dem Gebiet so groß wie ganz Deutschland. Mit 3700 Soldaten aus 14 Ländern soll die EU-Truppe helfen, die Sicherheit und Versorgung der Menschen zu garantieren, zunächst für ein Jahr.
Solana: Wichtigster und längster Einsatz
EU-Repräsentant für die Außenpolitik, Javier Solana, weist auf die große Bedeutung dieser Mission hin. Dies sei die "wichtigste Operation der Europäischen Union", die die EU jemals in Afrika unternommen habe. Es werde auch die längste sein mit über zwölf Monaten Dauer, so Solana weiter. In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen wolle die EU die Sicherheit der Flüchtlinge in den Lagern garantieren. Außerdem sollten UN-Hilfskonvois geschützt und der Zugang für Nichtregierungsorganisationen gewährleistet werden, bekräftigt Solana.
Der größte Teil der Truppen kommt aus Frankreich, das einst Kolonialmacht in der Region war und den Präsidenten des Tschads, Idriss Deby, stützt. Dessen eigene Armee wird von Rebellen attackiert. Das EU-Kommando im Tschad und in der zentralafrikanischen Republik wird ein französischer General haben. Der irische General Patrick Nash steuert die gesamte Operation von seinem europäischen Hauptquartier bei Paris aus. In Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen will und darf er sich nicht verwickeln lassen: "Wir haben eine sehr klare Mission: Wenn die Rebellen uns nicht stören, lassen wir sie in Ruhe."
Nash: Strikte Neutralität der Truppen
Geschossen wird nur zur Verteidigung. Strikte Neutralität gilt auch gegenüber dem Krisenherd im benachbarten Darfur im Sudan. Patrick Nash stellt klar, dass die EU-Truppe nicht in der Nähe der sudanesischen Grenze stationiert ist. "Wir haben keine Absicht die sudanesische Grenze zu überqueren und wir haben keine Verantwortung für die Grenze", so Nash.
Die EU-Mission hat offiziell mit den parallelen Versuchen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union, den Konflikt in Darfur zu lösen, nichts zu tun. Dennoch hofft der Darfur-Beauftragte der EU, Torben Brylle, auf einen positiven Effekt der EU-Truppe in der Region. Eine allgemein verbesserte Sicherheitslage könne immerhin zu dem Glauben beitragen, dass eine friedliche Zukunft möglich ist. Das könnte auch dem politischen Prozess neuen Schwung geben, so Brylle.
Strategische Reserve fehlt
Für den im März geplanten Beginn der Mission hat General Nash genügend Truppen und vor allem Transporthubschrauber bei den EU-Mitgliedsstaaten eingesammelt. Vom Sommer an kann er mehr Unterstützung gebrauchen. Es fehlt eine strategische Reserve, die eingreifen kann, wenn es brenzlig wird. Die größte Herausforderung sei, so General Nash, die Logistik und der Nachschub. Der nächste Hafen ist 2000 Kilometer entfernt. Selbst den Zement zum Ausbau eines Flughafens im Tschad hat die EU-Truppe aus Europa heranschaffen müssen.
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