Es stürmt! Wie Unwetter Künstler inspirieren
Orkan "Sabine" sorgt in Deutschland für Zerstörung. Weltweit häufen sich die Meldungen von Unwetterkatastrophen. Wie werden und wurden sie von Malern wie Rembrandt oder Klee rezipiert?
Eugène Isabey: Der Schiffbruch des Dreimasters "Emily" (1865)
Auf Bildern mit dem Motiv eines Sturms ist der Mensch der Macht des Windes hilflos ausgeliefert und wird zum Spielball der Natur. Das monumentale Werk von Isabey (2 x 3,4 Meter) fasziniert mit seinem Ausdruck noch heute. Ein aufgewühltes Meer, ein wolkenverhangener Himmel und Schiffbrüchige, die sich verzweifelt an allem festhalten, was am sinkenden Schiff noch zu greifen ist.
Paul Klee: Schiffe nach dem Sturm (1927)
Von Paul Klee ist unter anderem folgendes Zitat überliefert: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." So scheint es sich auch mit seiner 1927 entstandenen Kreidezeichnung zu verhalten. Die "Schiffe nach dem Sturm" wirken bei aller Geometrie zerzaust, aufgewühlt. Zu dieser Zeit lehrte Klee am Bauhaus über die Beziehungen zwischen Linie, Form und Farbe im Bildraum.
Edgar P. Jacobs: Das Geheimnis von Atlantis (1955/1956)
Sturm, Gewitter und andere Katastrophen in der Comicwelt: In der legendären Serie "Blake und Mortimer" des belgischen Zeichners Edgar P. Jacobs ermitteln ein Atomphysiker und der Chef des britischen Geheimdienstes mysteriöse Fälle vor futuristischer Kulisse.
Katsushika Hokusai: Die große Welle vor Kanagawa (1830)
Die gewaltige See und Gischt umschließt zwei zerbrechliche Boote. Dieser Farbholzschnitt gehört zu den bekanntesten Graphiken der Welt. Der Druck ist Teil der Bildserie "36 Ansichten des Berges Fuji", der auch hier im Hintergrund zu sehen ist. "Die große Welle vor Kanagawa" soll Claude Debussy zu der Komposition "La Mer" und Rainer Maria Rilke zu dem Gedicht "Der Berg" inspiriert haben.
Julius von Leypold: Wanderer im Sturm (1835)
Dieser einsame Wandersmann reiste im Laufe der Jahrhunderte von Dresden, Geburtsort des Landschaftsmalers Leypold, nach New York. Im Metropolitan Museum of Art präsentiert er stellvertretend romantische Malerei: die Einsamkeit des Menschens und die Vergänglichkeit der Natur. In Themenwahl und Malweise lassen sich Parallelen zu den Werken des Romantik-Meisters Caspar David Friedrich erkennen.
Simon de Vlieger: Christus und die Jünger im Seesturm (1637)
Das Ölgemälde zeigt mit viel Dynamik die unbändige Kraft der Natur. Mit voller Wucht trifft eine Welle das zweimastige Boot Jesu und seiner Jünger auf dem See Genezareth. Im Bug versuchen drei der Jünger, ein Segel zu bergen. Christus liegt, umringt von den übrigen Jüngern, im Heck und schläft. Der Niederländer de Vlieger war einer der einflussreichsten Maler von Seefahrermotiven seiner Zeit.
Rembrandt: Landschaft mit Steinbrücke (1638)
Schwarze Wolken ziehen ab, die Sonne taucht eine Flusslandschaft mit Brücke und Bäumen in goldenes Licht. Rembrandt Harmenszoon van Rijn, niederländischer Meister von Licht und Schatten, lässt den Betrachter dieses Bildes förmlich die ersten Strahlen nach einem schweren Gewitter spüren. Und mit ihnen die Gewissheit: Der Sturm ist vorüber.